Ein recht spezifisches Dementi

An der Uni Bonn gibt es ab nächstem Wintersemester eine neue Professur, die nach Henry Kissinger benannt ist. Details dazu gibt es zum Beispiel bei der akut.

Die Kritik an dieser Professur richtet sich nicht nur gegen das Finanzierungsmodell, auch die Benennung der Professur nach Herrn Kissinger sorgt für Empörung.

Man könnte nun auf die Idee kommen, die Universität Bonn zu fragen, was sie denn sonst noch für Professuren einrichten und nach zweifelhaften Persönlichkeiten der Weltgeschichte benennen würde. Beim Kölner Stadtanzeiger hatte offenbar jemand diese Idee. Natürlich1 wurde nicht direkt nach der Adolf-Hitler-Professur gefragt:

Man sei politisch-weltanschaulich neutral, sagte Pressesprecher Andreas Archut im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dass dann auch nichts gegen eine Wladimir-Putin-Professur sprechen würde, bestätigte der Pressesprecher: „Wenn es jemanden gibt, der das Geld dafür gibt, würden wir eine Wladimir-Putin-Professur einrichten, die Frage ist jedoch sehr theoretisch“.

Dass man da dennoch mit Anlauf und Kopfsprung in ein Fettnäpfchen gehopst war, war sowohl den Gegnern der Professur als auch dem Pressesprecher der Uni selbst recht bald klar. In einem Folgeartikel im Bonner General-Anzeiger wurde dann erklärt:

Laut einem Bericht des “Kölner Stadt-Anzeigers” hatte Archut angeblich erklärt, die Universität sei “politisch-weltanschaulich neutral” und werde sogar eine Wladimir-Putin-Professur einrichten, wenn es jemanden gäbe, der das Geld dafür hergebe. Archut wies dies zurück: “Das angebliche Zitat stimmt nicht. Auch inhaltlich nicht: Denn für die Einrichtung von Stiftungsprofessuren müssen viele Voraussetzungen erfüllt sein, die weit über das Finanzielle hinausgehen.”

Also: Das angebliche Zitat stimme inhaltlich nicht, weil für die Einrichtung von Stiftungsprofessuren “viele Voraussetzungen” erfüllt sein müssen. Nicht, weil man Bedenken gegen die Benennung einer Professur nach lupenreinen Demokraten habe. Vielleicht fehlt Herrn Putin auch einfach noch der passende Nobelpreis.

Mit einem Blick auf die Liste der Stiftungsprofessuren an der Universität Bonn wäre es doch mal spannend, zu erfahren, was für “viele Voraussetzungen” die Uni Bonn erfüllt haben will, bevor sie dieser Liste eine neue Stiftungsprofessur hinzufügt.  Vielleicht kann ja der/die Eine oder Andere von uns sich ja irgendwann mal den Traum von einer eigenen Stiftungsprofessur an der Uni Bonn erfüllen!

Wobei mein Favorit ja bereits feststeht:

Bildquelle Wladimir Putin: www.kremlin.ru (unter cc-by)

Bildquelle Wladimir Putin: www.kremlin.ru (unter cc-by)

[Nachtrag 18.04., 13:15 Uhr:
Bemerkenswert ist noch, dass Archut lediglich behauptet, das (angebliche) Zitat stimme nicht, statt zu sagen, die Aussage habe er so nie getroffen. Eine Nachfrage von dritter Stelle beim Kölner Stadtanzeiger hat nämlich ergeben, dass diese Aussage sehr wohl getätigt worden war.]

  1. Beim Kölner Stadtanzeiger kennt man Godwin’s Law

GRINS nicht so blöd

Ja, was macht eigentlich das GRINS?

GRINS steht für GRemien-INformationsSystem und soll eine Plattform sein, die – nun ja – über Gremien informiert. Beziehungsweise, auf der man sich über Gremien informieren kann: Wer sitzt da drin und was tun die eigentlich den ganzen Tag?

Um das GRINS ist es sehr ruhig geworden an der Uni Bonn. 2012 gab es eine Hochschulgruppe, die im Wahlkampf laut nach mehr Transparenz rief und sich empörte, dass der Senatsbeschluss zur Einführung eines GRINS immer noch nicht umgesetzt sei.

Lang ist’s her. Und getan hat sich natürlich immer noch nichts. Stattdessen wird das Thema nicht mehr angesprochen.

Vielleicht möchte die verfasste Studierendenschaft (passend zum Frühjahrsputz) mal vor ihrer eigenen Türe kehren? Denn Gremien gibt es auch hier genug – Studierendenparlament, Allgemeiner Studierendenausschuss, Ältestenrat, Fachschaften, Ausschüsse, um mal einige zu nennen – und auch hier sind die Informationen spärlich gesät.

Beispiele gefällig? Sucht doch mal nach einer Liste der aktuellen Mitglieder des Studierendenparlaments1. Oder nach dem letzten Protokoll einer Gesamt-AStA-Sitzung (GAS)2. Oder nach irgend einer Entscheidung des Ältestenrats. Die Liste lässt sich endlos fortsetzen.

Also: Der verfassten Studierendenschaft würde ein GRINS nicht schlecht stehen. Und sei es nur, um auf den ersten Blick zu sehen, wo es arg hapert bei der Transparenz. Wird Zeit, dass da mal wieder was passiert3.

Als Hilfestellung präsentieren wir hier die GRINSEKATZE4!

Die Grinsekatze steht über den Dingen.

Die Grinsekatze sieht sich eine Parlamentsdebatte an.

Gremien

Eine Liste der Gremien, die ans GRINS angeschlossen werden können sollen. Hatten wir ja oben schon fast.

  • Studierendenparlament (SP)
  • Allgemeiner Studierendenausschuss (AStA)
  • Ältestenrat
  • Fachschaftenkonferenz
  • SP-Ausschüsse
  • Fachschaftsvertretungen und Fachschaftsräte
  • AStA-Referate

Informationen

Eine Liste der Informationen, die über jedes Gremium abrufbar sein sollte.

  • Webseite
  • Mitglieder
  • Kontaktmöglichkeiten
  • Sitzungstermine (mit Tagesordnung natürlich)
  • Sitzungsprotokolle
  • Beschlüsse
  • Wichtige Dokumente: Satzungen, Ordnungen etc.

System

Irgendwas Web-basiertes, was auch deine Großmutter bedienen könnte. Das SP könnte einen GRINSeausschuss einrichten, der sich mit Fragestellungen der Umsetzung befasst.

Ausblick

Wenn das VS-GRINS5 erstmal rund läuft und alle nur noch davon schwärmen, dann wird es Zeit, wieder der Universität auf die Füße zu treten und die Vorteile herauszustreichen, die die Einführung eines UNI-GRINS6 auch für die Universitätsgremien haben könnte. Die passende Software dafür hat man dann auch praktischerweise schon vorrätig!

Aber jetzt baut erstmal euer eigenes GRINS auf, bevor wir davon träumen, die Uniwelt ein Stückchen besser zu machen. Grins.

  1. Oh, ein offizielles Wahlergebnis. Aber sind da nicht bereits einige zurückgetreten? Genau.
  2. Das letzte verfügbare Protokoll ist ziemlich genau 1 Jahr alt
  3. HALLOOOO?? PIRATEN-HSG?? TRANSPARENZ UND SO? Das ist doch EUER Thema!
  4. GRemien-INformationsSystemsExempelKatalog Als Töfte Zusätzliche Entwicklungshilfe
  5. VS steht hier natürlich für die Verfasste Studierendenschaft
  6. UNI steht hier natürlich für “UNsere Idee!!!!!!”

Who’s your daddy? Fachschaftsbasteln.

Fachschaften sind eine lustige Angelegenheit. In der Theorie hat eine Fachschaft eine Liste von Studiengängen, deren Studierende sie vertritt und die dann logischerweise auch die Fachschaftsvertretung bzw. den Fachschaftsrat wählen dürfen.

Diese Liste mit der Zuordnung ist Anhang der Fachschaftenkonferenzengeschäftsordnung, auch kurz FKGO genannt. Früher stand die mal am Ende der Satzung der Studierendenschaft, aber das war unflexibel und die Liste somit hoffnungslos veraltet und sowieso unpräzise. Deshalb wurde die Liste auf Wunsch der Fachschaftenkonferenz in deren GO ausgelagert und muss nur noch vom Studierendenparlament bestätigen werden. Diese Verfahrensänderung trat am 21. Oktober 2013 in Kraft.

Jetzt ist es fast April 2014. Und im Anhang der FKGO ist immer noch keine Liste der Fachschaften. Zum Glück haben sich demletzt ein paar engagierte Menschen getroffen, um diese vermaledeite Liste endlich einmal zu erstellen. Und ich war einer davon.

Dies ist meine Geschichte.

Als Grundlage hatten wir eine Liste aller Studiengänge aus dem Januar sowie einige alte Versionen der “Liste der Fachschaften”. Auf dieser Basis versuchten wir, eine sinnvolle Zuordnung zu erstellen. Am Ende mussten alle Studierenden einer Fachschaft angehören. Denn die Satzung sagt (§ 22):

(2) Alle an der Universität Bonn eingeschriebenen Studierenden müssen einer Fachschaft angehören.

Es gibt natürlich die einfachen Fälle. Die Fachschaft “Chemie” vertritt die Studiengänge “Chemie (B.Sc., M.Sc., Diplom, Promotion)” und das war’s.

Alles, was mit dem Abschluss “LA BA irgendwas” endet, gehört zur Lehramtsfachschaft.

Und dass zum Beispiel “Physik d.Erde u. Atmosph. (M.Sc.)” eher bei der Fachschaft Meteorologie als bei “Physik/Astronomie” zu verorten ist, ließ sich durch eine kurze Recherche klären.

Der Promotionsstudiengang “Computational LifeScience” schließlich klang ziemlich nach etwas mit Computern, also habe ich mir den für die Fachschaft Informatik gesichert.

Alle restlichen Studiengänge, bei denen wir nach der Recherche immer noch nicht so recht wussten, wohin wir die stecken sollten, wurden erstmal nach Gutdünken verteilt.

Es gibt auch echte Perlen unter den Studiengängen. Wer sich im Masterstudiengang “Drug Regulatory Affairs” immatrikulieren will, braucht erstmal 6000 € auf der hohen Kante. Da dieser Studiengang

interdisziplinär zwischen den Pharmazeutischen Wissenschaften, den Rechtswissenschaften und den medizinischen Wissenschaften

angesiedelt ist, könnte man ihn nun der Pharmazie, der Fachschaft Jura oder einer der beiden Medizinfachschaften (dazu gleich mehr) zuschlagen. Momentan hat die Pharmazie das Rennen gemacht, aber mal sehen, wie sich diese Fachschaften selbst dazu äußern.

Noch besser ist der Masterstudiengang “Medizintechnikforschung”. Der ist nämlich für

Ärzte, Zahnärzte, Ingenieure, Pharmazeuten und Naturwissenschaftler

oder kurz, alles was zwei Beine und ein funktionierendes Hirn hat. Weil dieser Studiengang von der Medizinischen Fakultät angeboten wird, hat ihn jetzt eine Medizinfachschaft bekommen.

Offenbar führt die Universität auch den “Deutschkurs (Sprachpr.)” als eigenen Studiengang. Als Teilnehmerin oder Teilnehmer am Deutschkurs ist man ebenfalls nach der Einschreibeordnung der Universität eingeschrieben und somit Mitglied der verfassten Studierendenschaft. Und braucht deshalb eine Fachschaft. Die Fachschaft “GeKoSka”1 hat sich mal nicht beschwert, als sie den Zuschlag  bekam…

Ein Klassiker ist noch der Studiengang “Medizin”. Seit jeher2 besitzt dieser zwei Fachschaften: Die Fachschaft “Medizin-Vorklinik” (mit Bindestrich) und die Fachschaft “Medizin Klinik” (mit ohne Bindestrich). Zum Glück müssen wir laut Satzung nicht Studiengänge, sondern Studierende zu Fachschaften zuordnen. Deshalb kann der Medizinstudiengang genauso gesplittet werden, wie das auch studientechnisch passiert: Vor dem sog. “Physikum” kümmert sich die Vorklinik-Fachschaft um die Studierenden, nach dem Physikum ist dann die Klinik-Fachschaft zuständig.

Letzte Woche haben wir die vorläufige Liste an die Fachschaften geschickt und um Korrekturen gebeten. Nun muss die Liste noch von der Fachschaftenkonferenz in deren Geschäftsordnung integriert werden, dann vom Studierendenparlament beschlossen werden, und dann passt endlich seit langem mal wieder alles. Theoretisch. Sie wissen ja, wie das läuft.

[Aktuelle Aufteilung]

  1. Germanistik/Komparatistik/Skandinavistik
  2. lies: mindestens seit ich dabei bin