ESC-Plotmania 2021

Da meine Plotgenerierskripte immer noch funktionieren, gibt es auch dieses Jahr eine grafische Aufarbeitung der Ergebnisse des Eurovision Song Contest 2021 in Rotterdam. Dieses Jahr habe ich sogar den Abruf der Ergebnisse von der Webseite geskriptet, und mir somit eine Menge händischer hin-und-her-Kopiererei gespart. Fortschritt!

Wer hat dieses Jahr eigentlich gewonnen?

ESC-Plotmania 2021
Mal wieder gibt es ein paar Ausreißer

Glücklicherweise hat sich der Lieblingsbeitrag des Publikums (Italien) ein weiteres Mal insgesamt durchsetzen können. Mit den Jurys ist es ja folgendermaßen: Wenn sie gleich entscheiden wie das Publikum, braucht man sie nicht, und wenn sie anders entscheiden als das Publikum braucht man sie ebenfalls nicht, weil welches Land will sich schon von fünf dahergelaufenen Hanseln die eigene Stimmabgabe invalidieren lassen.

Naja, jedenfalls. Als nächstes blicken wir freilich auf die historische Meisterleistung: UK mit 0 Punkten! Im letzten Bild ist das das Land ganz rechts ohne Balken.

ESC-Plotmania 2021
Uff.

Der Beitrag von James Newman war so unbeliebt, dass lediglich die polnische Jury ihm gaaaanz knapp keine Punkte gegeben hat. Überall sonst war es nicht einmal knapp. Schon hart.

Und Deutschland so?

ESC-Plotmania 2021
Auch uff, aber nicht so uff wie eben.

Die Publikumsränge sind deutlich höher als beim UK – davon kann man sich aber auch nichts kaufen. Die zwei Ausreißer bei der österreichischen und der rumänischen Jury verhindern, dass es bei 0 Punkten bleibt.

Am anderen Ende des Feldes1 sieht es hingegen so aus, dass Italien und Frankreich aus allen Ländern Publikumspunkte bekommen haben – nur die Juries waren wieder teilweise anderer Ansicht.

Das Publikum war übrigens nicht erst im Finale so ungroßzügig bei der Punktevergabe: Bereits im zweiten Halbfinale hieß es für Tschechien (ganz rechts im Bild): Nothing for you!

ESC-Plotmania 2021
Omaga you’re so rude

Schauen wir uns doch einmal die Jurybewertungen genauer an. Da jede Jury einmal in einem Halbfinale und dann im großen Finale abstimmt, haben wir für alle Jurymitglieder zehn Lieder, die sie zweimal bewertet haben – nämlich die, die es aus dem Halbfinale ins Finale geschafft haben. Betrachten wir nur die Rangfolge dieser zehn Beiträge untereinander, können wir sehen, wie sich ihre Bewertung durch die Jurys vom Halbfinale zum Finale geändert hat.

So eine Bewertungsänderung kann an vielen Dingen liegen. Eventuell wurde im Finale einfach viel besser oder schlechter gesungen. Oder ein Jurymitglied hat oben und unten verwechselt. Nicht, dass sowas vorkommen würde. Die sind ja geschult. Die haben eine einzige Aufgabe. Das kriegen die hin.

Jedenfalls.

Hier sind ein paar Beiträge mit Verschiebungen nach unten (das heißt mehr negative Werte rechts als positive Werte links):

ESC-Plotmania 2021
Von Startplatz 8 im Halbfinale auf Startplatz 1 im Finale
ESC-Plotmania 2021
Von Startplatz 11 im Halbfinale auf Startplatz 2 im Finale

Lag es nur an den ungünstigen Startplätzen im Finale? Vordere Startplätze erhalten statistisch gesehen weniger Punkte als hintere Startplätze. Vielleicht ist den beiden aber auch im Juryfinale ein Malheur passiert. Wer weiß.

Wo es Verliererinnen gibt, gibt es freilich auch Gewinner*innen:

ESC-Plotmania 2021
Ringlight-Rave let’s go!
ESC-Plotmania 2021
Kein Verkehrsunfall: Die Schweiz im Finale

Shum wird halt mit jedem Mal Hören besser. Und wenn man sich an die schweizerische Architektur gewöhnt hat, lässt sich die Performance vermutlich auch etwas besser aushalten.

Doch hoppla, was ist das denn für ein Ausschlag bei der Schweiz ganz links? Plus 9? Also vom letzten auf den ersten Rang? Schauen wir uns doch mal Juror “France B” genauer an.

eurovision.tv verrät uns, dass es sich um “Gilbert MARCELLUS” (sic) handelt. Wie lief es bei dem denn sonst so?

ESC-Plotmania 2021
Fast ein Treppchen

Das sieht schon fast verdächtig danach aus, als habe da wieder einmal jemand das Formular falsch herum ausgefüllt. Gilbert!

In einer anderen Darstellung stellt sich die Sache folgendermaßen dar:

ESC-Plotmania 2021
hmmmmmm…

Es ist keine einfache Umkehrung der Reihung aus dem Halbfinale, aber Jurymitglieder dürfen ihre Einschätzung eines Beitrags für das Finale natürlich anpassen. Dass die beiden Enden der Reihung praktisch Plätze tauschen, ist allerdings schon sehr, sehr verdächtig.

Nur mal zum Vergleich: So sieht das bei seiner Kollegin Géraldine Allouche (France C) aus:

ESC-Plotmania 2021
Order!

Gilbert. You had one job.

Alle Auswertungen gibt es wie üblich hier zum Download (ab sofort unter CC0):

  1. also am Anfang des Feldes

ESC-Plotmania 2019

Die finalen Punkte des Eurovision Song Contest 2019 sind da, und meine Plotgenerierskripte funktionieren noch. Hurra! Nachdem ich also wieder einmal zahlreiche Tabellen von Hand von der Eurovision-Webseite kopiert habe, können wir auf farbenfrohe Resultate blicken, von denen ich die interessantesten vorstellen werde.

Wer hat eigentlich gewonnen?

ESC-Plotmania 2019
Ach Gottchen.

Wenn das letztes Jahr schon eine “bloody mess” war, dann ist das diesjährige Ergebnis wohl “fine“. Der mit den meisten Publikumspunkten bedachte Joik-Beitrag aus Norwegen hat nur relativ wenige Jurypunkte bekommen und wurde somit seines Sieges beraubt. Auch bei einigen anderen Beiträgen gehen die Meinungen offenbar auseinander.

Die Niederlande sind übrigens die einzigen Lande1 im Finale, die von allen anderen Ländern Punkte bekommen haben.

ESC-Plotmania 2019

Doch was interessieren uns die Gewinner, eigentlich sind wir doch für die unteren Punkteränge hier. Die sind auch viel übersichtlicher. Nehmen wir zum Beispiel San Marino, Spanien und das Vereinigte Königreich im Finale:

Kein Land hat diesen Beiträgen sowohl Jury- als auch Publikumspunkte gegeben. Da gehen die Geschmäcker von “Fach”-Jury und Publikum offenbar stark auseinander.

Wunderbar ergänzen sich hingegen Deutschland und Israel:

Apropos ergänzen: Auch die Publikumspunkte Deutschland im Finale und Österreich im zweiten Halbfinale geben ein nettes Pärchen ab:

Doch wie knapp war es? Blicken wir unter die magische Linie zwischen dem 10. und dem 11. Rang, ab der es Punkte gibt.

Die Schweiz! Nur ein Rang besser, und Deutschland hätte im Finale einen Publikumspunkt bekommen. Die übrigen Länder waren sich einig: Keine Punkte für die S!sters.

Auch für Österreich im zweiten Halbfinale hätte die Schweiz es richten können, hier hätte das Publikum Österreich aber schon zwei Ränge besser voten müssen. Schad.

Jede Länderjury stimmt für einige Länder zweimal ab: Einmal im Halbfinale, für das sie stimmberechtigt ist, und dann nochmal im Finale. Für jedes Jurymitglied können wir nun vergleichen, wie sich die Bewertung der zweimal bewerteten Beiträge vom Halbfinale zum Finale ändert.

Hier gibt es dieses Jahr eine kleine Überraschung: Ich konnte kein Jurymitglied finden, das die persönliche Sortierung der Beiträge zwischen Halbfinale und Finale nicht verändert hätte. Die Performance scheint doch einen Unterschied zu machen. Oder die Gedächtnisse sind schlechter geworden.

Man kann auch gut ablesen, wie sich die Bewertung eines Beitrags durch die Jurys zwischen Halbfinale und Finale verändert hat. Slowenien zum Beispiel – ein Song, den man offenbar zweimal sehen muss:

ESC-Plotmania 2019
Sehr linkslastig, also viele Verbesserungen im Ranking

San-Marino-Serhat hingegen fiel in der Gunst der Jurys, obwohl er im Finale besser gesungen hat als im Halbfinale:

ESC-Plotmania 2019
Sehr rechtslastig, also viele Verschlechterungen im Ranking

Doch halt. Was war denn da in Montenegro los? Waren die zu blöd zum Abstimmen? Zum Vergleich:

ESC-Plotmania 2019
Bewertung der Jury aus Montenegro im Halbfinale. Viele vordere Ränge.
ESC-Plotmania 2019
Bewertung der Jury aus Montenegro im Finale. Viermal auf dem letzten Rang. WTF?

Haben die Serhat auf dem Gang getroffen und er hat sie beleidigt oder was?


Alle alle Plots gibt es wie üblich zum Download:

Viel Spaß!

  1. Badumm-tss.

ESC-Plotmania 2018

Erneut blicken wir in die düsteren Abgründe der ESC-Punktevergabe. Genauer gesagt, auf bunte Grafiken, denen wir ihre innersten Geheimnisse zu entlocken ersuchen.

Los geht es mit der Punkteverteilung im Finale:

ESC-Plotmania 2018

Der sogenannte “Rechen”.

Was wir hier sehen, nennt sich auf gut britisch eine “bloody mess”. Nur selten sind sich Jury und Publikum einig, wie viele Punkte ein Beitrag verdient hätte. Schauen Sie nur einmal auf Schweden: Die Juries finden es geil, das Publikum eher nicht. Glück für den Sieger Israel, dass die Jurymitglieder diesem Beitrag nicht allzu abgeneigt waren.

Am Ende entschied es sich zwischen Israel (Platz 1) und Zypern (Platz 2). Beides Länder, die von allen anderen Ländern Punkte bekommen hatten. Doch halt! Von allen Ländern?

In den Landeseinzelwertungen entdecken wir ein ganz anderes Phänomen: Zahlreiche Beiträge haben aus vielen Ländern entweder nur Jurypunkte oder nur Publikumspunkte bekommen. Wtf?

Da bekommen die “Split Results” direkt eine ganz andere Bedeutung.

Überhaupt: So klar wie der Sieg Portugals letztes Jahr war es dieses Jahr ganz und gar nicht. Da reicht schon ein Vergleich der Ränge, auf die die siegreichen Beiträge gesetzt wurden.

Apropos Portugal: Was ist eigentlich mit dem Sieger der Herzen™ 2018?

ESC-Plotmania 2018

Für mehr Punkte hat es leider nicht gereicht. Meist war es nicht einmal knapp. Que pena!

Auch der Blick auf einzelne Jurymitglieder lohnt sich. Die dürfen ja für Beiträge aus ihrem Halbfinale, die es ins Finale geschafft haben, ein zweites Mal abstimmen. Vergleicht man die Sortierung dieser Beiträge aus dem Finale mit der Sortierung aus dem Halbfinale, entdeckt man mitunter Interessantes.

Valts Pūce (Lettland A) hatte Schweden im Halbfinale noch auf den letzten Rang platziert, im Finale setzte er den Schweden aber auf Rang 4. Mysteriös!

Ähnliches passierte Predrag Nedeljkovic (Montenegro C): Setzte Moldawien im Halbfinale noch auf Rang 15/17, im Finale dann aber auf Rang 2. Mysteriös!

Da loben wir uns doch Lesley Joanna van der Aa (Niederlande E). Hat sich einmal auf eine Reihung der Beiträge festgelegt und hält auch daran fest. So sieht Verlässlichkeit aus!

Lasha Tumbai

Und was war jetzt mit Russland los? Ich würde sagen: Ein schlechter Beitrag. Das zeigt der einfache Vergleich mit 20161.

Bleibt nur noch zu sagen:

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  1. 2017 konnte die russische Interpretin wegen ukrainischer Einreisebestimmungen nicht teilnehmen.