Abstimmungsmüdigkeit

Akklamation ist die Bestätigung eines Vorschlags durch wildes Klopfen auf einen Tisch. Quasi das Kaninchen unter den Abstimmungsverfahren.

Wenn man bei einer anständigen Abstimmung mit der abzustimmenden Sache nicht einverstanden ist, hebt man einfach bei der Option “Nein” die Hand. Oder bei der Option “Enthaltung”.

Wenn man hingegen bei einer Akklamation mit der abzustimmenden Sache nicht einverstanden ist, muss man zunächst durch lautes Rufen das Geklopfe der Anderen übertönen und sich damit auch noch bei der Sitzungsleitung bemerkbar machen, die dann den laufenden “Abstimmungsvorgang” abbrechen müsste.

Das ist total nervig. Für alle Beteiligten.

Eine Enthaltung durch “nicht-Klopfen” ist zudem ungefähr so effektiv wie ein Teelöffel zum Ausheben einer Baugrube. Sofern sich nicht alle enthalten und nur ein, zwei Personen in die peinliche Stille hineinklopfen.

Natürlich, es ist körperlich sehr ermüdend, den Arm nicht nur 3 Zentimeter anzuheben, sondern vielleicht gar über den eigenen Kopf hinaus auszustrecken.

Aber wenn man schon zu faul ist, einmal kurz den Arm zu heben, was hat man dann überhaupt in einem Gremium verloren?

Noch besser sind die Sitzungsleitungen, die einfach nur fragen “Hat jemand was dagegen? Gut, dann ist das beschlossen.” – natürlich ohne Pause zwischen den beiden Sätzen.

Jetzt könnte man annehmen, das gäbe es nur in universitären Gremien. Diverse studentische Gremien sind da aber auch gut dabei. I look at you, Fachschaftenkonferenz.

Gut, nun könnte man einwenden, per Akklamation ginge das ja alles schneller. Das stimmt schon. Aber man möchte ja Dinge nicht schnell beschließen, sondern ordentlich arbeiten.

Also hoffentlich.

alleskOEnner

In jedem Jahr kurz vor Beginn des Wintersemesters veranstaltet die Fachschaft Informatik für ihre neuen Erstsemestrigen eine Woche voller Spiel, Spaß und Spannung, um ihnen den Einstieg ins Studium zu erleichtern. Die diesjährigen Vorbereitungen für diese “Orientierungseinheit” (OE) stießen allerdings auf ein paar Probleme:

Räume

Da die Orientierungseinheit noch vor Beginn des Semesters stattfindet, sind die Übungsräume und Hörsäle des Instituts zum Glück noch nicht von regulären Veranstaltungen belegt.  Für die OE benötigen wir in der Regel alles, was wir bekommen könnnen, um darin die Erstsemestergruppen unterbringen zu können.

In diesem Jahr hatte allerdings jemand die Idee, in den Semesterferien Brandschutzsanierungen anzusetzen, während derer die Räumlichkeiten nicht genutzt werden können. Zwar ist es sinnvoll, das in den Semesterferien zu machen, da dann am wenigsten los ist. Es stört die Planungen für die OE allerdings erheblich, wenn erst kurz vor knapp klar ist, welche Räume genutzt werden können. Als ich letzten Donnerstag durch das Gebäude lief, wurde gerade noch die Decke wieder zugespachtelt. Ich bin gespannt, ob das morgen alles benutzbar ist.

Termine

Jedes Jahr fällt immer wieder überraschend auf, dass man ja noch eine Zeitschrift (Inform) und T-Shirts und überhaupt ganz viel drucken müsste. Und Sachen bestellen und einkaufen.

Dieses Jahr hat das sogar, trotz Komplikationen, alles rechtzeitig geklappt. Nicht schlecht.

Wir haben sogar eine Hüpfburg.

Nur die Beachflag1 kam leider nicht mehr rechtzeitig, um sie bei während der Einschreibung am Studentensekretariat aufzustellen. Naja, dann halt nächstes Jahr. Die wird ja nicht schlecht.

Platz

Nun standen wir also während der beiden Einschreibungstage durchgehend vor dem Studentensekretariat und haben etwa 280 Informationsbriefe an sich einschreibende Informatiker verteilt. Und dann erreicht uns die Nachricht, dass sich insgesamt 379 neue Erstsemestrige eingeschrieben hätten! Frage: Wo kommen die alle her?

Erfahrungsgemäß kommen nicht alle, die sich eingeschrieben haben, auch zur OE. Außerdem dürften in diesem Jahr, in dem der Bachelorstudiengang Informatik in Bonn nicht mehr zulassungsbeschränkt ist, wieder einige dabei sein, die ausschließlich das Studiticket haben wollen.
Dennoch: Soo viele! Arrgh! Panik! Erstmal weitere Räume auftreiben.

Nochmal Termine

Das Wintersemester beginnt stets am 1. Oktober und endet stets am 31. März. Die Vorlesungszeit, in der dann die Vorlesungen stattfinden, legt hingegen das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen fest.

In diesem Jahr haben sie das nicht so klug gemacht. Da die Vorlesungszeit bereits am 6. Oktober beginnt und unsere OE für gewöhnlich in der Woche vor Beginn der Vorlesungszeit läuft, starten wir dieses Jahr bereits morgen, also am 29. September.

Das Studiticket gilt aber erst ab Semesterbeginn, also ab 1. Oktober. Wer zur Orientierungseinheit will (was wir dennoch jedem wärmstens empfehlen), muss sich deshalb zu Beginn für die Anreise und das in-der-Stadt-herumfahren erst einmal zwei Tage lang in Unkosten stürzen.

Apropos Verkehr

Wir sitzen ja in der Römerstraße 164. Vor dem Gebäude läuft die Römerstraße entlang. Die ist generell in einem schlechten baulichen Zustand. Und irgendwie schaffen es die Verantwortlichen jedes Jahr aufs Neue, irgend welche Bauarbeiten so zu legen, dass die Busse von SWB und RSVG unsere Bushaltestelle (Pädagogische Fakultät) nicht mehr oder nur noch halbseitig anfahren. So natürlich auch dieses Jahr wieder. Respekt für diese Leistung.

Unsere Erstsemestrigen müssen uns also erst einmal zu Fuß finden.

Fazit

Wird schon. Wir haben ein wundervolles Team, das alles kann, wenn man es nur lässt.

  1. Eine Beachflag ist so eine bedruckte Aufstellfahne wie man sie auch an Stränden findet. Einfach googeln.

Mit Papier gewinnt man die Herzen der Studierenden

Zum Ende jedes Semesters führt die Fachschaft Informatik eine Vorlesungsevaluation durch, nennt dies aber “Vorlesungsumfrage” oder einfach nur kurz “VLU”1. Bis zum Wintersemester 2011/12 wurde diese über ein Online-System organisiert: Man bekam in der Vorlesung einen Zettel mit spezifischem Kennwort und konnte sich dann zu Hause am Rechner am System anmelden und die Veranstaltung bewerten.

Dies taten aber nur relativ wenige Studierende, und so beschloss man zum Sommersemester 2012, auf Umfragebögen aus Papier umzusteigen. Diese wurden nun in den Vorlesungen ausgegeben, per Hand ausgefüllt, direkt wieder eingesammelt und schließlich per Hand von fleißigen Fachschaftsbienchen ausgewertet – eine Heidenarbeit, aber der Rücklauf war subjektiv betrachtet deutlich höher.

Zum Wintersemester 2013/14, also eineinhalb Jahre später, führte man ein neues System ein, bei dem die Bögen maschinell ausgewertet werden können sollten. Mittlerweile klappt dies auch zuverlässig, und nur noch die Freitextfelder am Ende des Fragebogens müssen händisch abgetippt werden.

Immer wieder begegnet uns dabei die Anregung/Bitte/Aufforderung, doch ein Onlinesystem statt der Papierbögen zu verwenden, das sei viel praktischer und cooler und so, und: “Damit wäre sichergestellt, dass viele Leute teilnehmen.”2 Brahaha.

Doch halt. Hat eigentlich schon einmal jemand überprüft, ob unsere Ursprungsthese von 2012 sich bewahrheitet hat? Machen wir das doch einmal. Die Evaluation der Evaluation. Um dann endlich mal harte Zahlen auf den Tisch packen zu können.

Ich habe mir zum einen die VLU-Ergebnisse der letzten 8 Semester angesehen, und für jede Vorlesung die jeweiligen Teilnehmerzahlen notiert. Dieser Zeitraum umfasst 4 Semester mit Papierbögen und 4 Semester mit dem Onlinesystem.

Dann habe ich mir aus dem Verzeichnis der Informatik, das eine Zusammenfassung der Prüfungsergebnisse seit dem Wintersemester 2007/08 bietet3, zu diesen Vorlesungen die Zahl der Prüfungsteilnehmer notiert und bin davon ausgegangen, dass es sich bei diesen Personen um potenzielle VLU-Teilnehmer handelt. Dass diese Rechnung nicht ganz aufgeht, merkt man spätestens, wenn Teilnahmeraten von über 200 % herauskommen4

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Zahl der Rückmeldungen. Vorlesungen mit nur 1 Rückmeldung sind rot markiert.

Gelb markiert die Papierbögen, blau markiert das Onlinesystem.

Gelb markiert die Papierbögen, blau markiert das Onlinesystem.

Auffällig ist bereits hier, dass es mit dem Onlinesystem sehr viele Veranstaltungen gab, für die lediglich 1 Rückmeldung erfolgte. Das Sommersemester 2011 tut sich hier besonders hervor. Das wäre schon mal ein Indiz dafür, dass die Bewertungslust beim Onlinesystem geringer war.

Doch blicken wir nun auf das Verhältnis von abgegebenen Bögen/Bewertungen zu Klausurteilnahmen.

Die Farbskala reicht hier von Rot (sehr wenige Rückmeldungen) bis Grün (alle Teilnehmer haben eine Bewertung abgegeben)

Die Farbskala reicht hier von Rot (sehr wenige Rückmeldungen) bis Grün (alle zur Klausur angemeldeten haben eine Bewertung abgegeben).

Bei diesem Bild können wir uns tiefgehende stochastische Analysen sparen: Während die Onlineumfrage (blau) im rot-braunen Bereich herumdümpelt, bewegt sich die Evaluation auf Papier (gelb) vorrangig im dunkel- bis sogar hellgrünen Bereich. Am “Diplomerknick” alleine kann dieser sprunghafte Anstieg sicherlich nicht liegen.

Sorgenkinder sind noch die Pflichtvorlesungen, hier mit einem x in der Spalte ganz links markiert. Diese produzieren zwar generell die meisten ausgefüllten Bögen, haben aber mutmaßlich auch die höchsten Dunkelziffern an Personen, die zwar zur Klausur wollen, die Vorlesung aber nicht besuchen.

Fazit: Offensichtlich generieren Papierfragebögen mehr Rückmeldungen als die Evaluierung über ein Online-System. Gut zu wissen.

Rohdaten als ods-Datei herunterladen
  1. sprich: “Fau-Ell-Uuh”. Oder nur: “Fluuuh”
  2. Vorabveröffentlichung eines Kommentars aus der aktuellen VLU – Erscheinungsdatum: bald.
  3. Siehe http://bree.iai.uni-bonn.de/informatik-intern/Ergebnisse/, nur aus dem Informatiknetz abrufbar.
  4. siehe zweite Grafik; 5 Klausurteilnahmen vs. 12 VLU-Bögen im Sommersemester 2012. Das liegt wahrscheinlich daran, dass in der Statistik des Instituts Diplomstudierende nicht berücksichtigt werden, aber 7 von ihnen einen VLU-Bogen ausgefüllt hatten.