Die Mütze

Ich glaube, ich wollte als Kind nie Lokführer werden. Müllmann ja, weil die mussten nur Freitags arbeiten. Aber Lokführer? Nee. Das ist eigentlich komisch, denn große Teile meiner Kindheit verbrachte ich damit, in meinem Zimmer Bahnen aufzubauen und wahlweise umfallen zu lassen oder diverse Sachen damit durch die Gegend zu fahren. Ersteres wurde mit Hilfe vieler Dominosteine realisert, letzteres wurde durch eine Lego-Eisenbahn ermöglicht, die ich eines Jahres zu Weihnachten geschenkt bekam. Das war ein stattlicher Güterzug mit Magnetkupplungen, der auf drei Waggons schwenkbare Betonmischgeräte, kippbare Schüttgutcontainer und mobile Werkbänke mit Wagenhebern transportierte.

Die Lok war vollelektrisiert, allerdings nicht wie üblich mit Oberleitungen, sondern der Strom floss durch die Schiene, und wenn man mal einen linken mit einem rechten Schienenstrang verband, gab es einen Kurzschluss und der Zug fuhr nicht mehr. Das alles war auch in einer kurzen Anleitung grafisch dargestellt:

(Gedächtnisprotokoll)

(Gedächtnisprotokoll)

Zu all dem bekam ich eines Tages von meinen Eltern noch eine Schaffnersmütze geschenkt. Es war eine sehr schöne Mütze, die vorn sogar das DB-Logo trug. Ein relativ großes, im Inneren zentral eingenähtes Stück Stoff verriet, dass diese Mütze von der Uniformmützenfabrik Albert Kempf GmbH in 92552 Teunz hergestellt wurde und die Artikel-Nummer 110852 trug.

Dass Teunz in der Oberpfalz in Bayern liegt, wusste ich damals mangels Google und Wikipedia noch nicht und für diese Recherche den Atlas zu konsultieren war dann auch zu mühsehlig. Mit dieser Mütze aus Teunz saß ich stattdessen lieber vor meiner elektrischen Eisenbahn und ließ sie fahren.

Und heute? Verkehr finde ich immer noch interessant, auch wenn sich das im Jahr 2014 sehr auf den Aspekt “Karten” konzentriert hat.

Und die Mütze? Die gibt es immer noch.

Mit Dank an das geduldige Model.

Mit Dank an das geduldige Model.

Der Berg ist weg

An Tagen wie diesem kommt es vor, dass die Einwohner des kleinen Nesselwang im Allgäu morgens aufwachen, zum Fenster stürzen und ausrufen “Der Berg ist weg!”

der_berg_ist_wegMal fehlt nur die Spitze, mal ist er komplett verschwunden, und oft ist nur noch der Fuß des Berges zu sehen.

Doch keine Angst: Sobald die Sonne sich ihren Weg durch die Nebeldecke gesucht hat, ist auch die Alpspitz bald wieder in ihrer vollen Pracht zu sehen.

Abstimmungsmüdigkeit

Akklamation ist die Bestätigung eines Vorschlags durch wildes Klopfen auf einen Tisch. Quasi das Kaninchen unter den Abstimmungsverfahren.

Wenn man bei einer anständigen Abstimmung mit der abzustimmenden Sache nicht einverstanden ist, hebt man einfach bei der Option “Nein” die Hand. Oder bei der Option “Enthaltung”.

Wenn man hingegen bei einer Akklamation mit der abzustimmenden Sache nicht einverstanden ist, muss man zunächst durch lautes Rufen das Geklopfe der Anderen übertönen und sich damit auch noch bei der Sitzungsleitung bemerkbar machen, die dann den laufenden “Abstimmungsvorgang” abbrechen müsste.

Das ist total nervig. Für alle Beteiligten.

Eine Enthaltung durch “nicht-Klopfen” ist zudem ungefähr so effektiv wie ein Teelöffel zum Ausheben einer Baugrube. Sofern sich nicht alle enthalten und nur ein, zwei Personen in die peinliche Stille hineinklopfen.

Natürlich, es ist körperlich sehr ermüdend, den Arm nicht nur 3 Zentimeter anzuheben, sondern vielleicht gar über den eigenen Kopf hinaus auszustrecken.

Aber wenn man schon zu faul ist, einmal kurz den Arm zu heben, was hat man dann überhaupt in einem Gremium verloren?

Noch besser sind die Sitzungsleitungen, die einfach nur fragen “Hat jemand was dagegen? Gut, dann ist das beschlossen.” – natürlich ohne Pause zwischen den beiden Sätzen.

Jetzt könnte man annehmen, das gäbe es nur in universitären Gremien. Diverse studentische Gremien sind da aber auch gut dabei. I look at you, Fachschaftenkonferenz.

Gut, nun könnte man einwenden, per Akklamation ginge das ja alles schneller. Das stimmt schon. Aber man möchte ja Dinge nicht schnell beschließen, sondern ordentlich arbeiten.

Also hoffentlich.