Analoges Mixen

Zur Motivation starten wir mit einem Anwendungsbeispiel aus dem echten Leben:

Nun könnte man laut ausrufen “Schick doch ein Päckchen!”, aber da gibt es ein Problem: Erbloggtes möchte anonym bleiben. Und das sowohl gegenüber der Allgemeinheit 1 als auch gegenüber dem persönlichen Umfeld2.

Wie empfängt man anonym Pakete?

Pakete anonym versenden ist relativ leicht: Man schreibt einfach keine Absendeadresse drauf. Ein Postunternehmen ist jedoch für die Zustellung eines Pakets auf eine Empfangsadresse angewiesen. Da ist es sehr unpraktisch, wenn man diese als Empfänger des Pakets nicht an die Absenderin weitergeben möchte.

Zum Glück gibt es anonyme digitale Kommunikation. Wir können also in beide Richtungen Informationen schicken, physische Gegenstände aber nur in eine Richtung – und leider genau die falsche. Außerdem wollen wir, dass der Kommunikationsweg verlässlich funktioniert.

Postfach

Bei der Beantragung eines Postfachs bei der Post muss Erbloggtes seine persönlichen Daten angeben. ellebil könnte dann durch einen Trick die Post dazu bringen, die Daten zu diesem spezifischen Postfach herauszugeben. Schlecht.

Tote Briefkästen

Ein toter Briefkasten funktioniert grundsätzlich folgendermaßen: Absenderin und Empfänger einigen sich auf einen Ort, an dem das Päckchen hinterlegt wird. Die Absenderin oder eine beauftragte Person legt es dort hin, der Empfänger oder eine beauftragte Person holt es daraufhin ab. Weitere Nebenbedingungen müssen natürlich erfüllt sein, z. B. dass sonst niemand auf die Idee kommen sollte, dort ein Päckchen zu suchen.

Wenn ellebil das Paket an Erbloggtes per toter Briefkasten schickt, bleibt ein Problem: Sie könnte sich nach der Paketablage in ein Straßencafé setzen und gucken, wer das Paket abholt. Das wäre dann entweder Erbloggtes oder jemand, der die Identität von Erbloggtes kennt. Schlecht.

Proxy

Erbloggtes könnte einen Geheimniswahrer bitten, das Paket für ihn anzunehmen und dann weiterzuleiten. ellebil könnte nun auf das Paket “Für Erbloggtes!!!! :D:D:D” schreiben, wodurch Erbloggtes ggf. gegenüber dem Geheimniswahrer enttarnt würde. Sie könnte die Suche nach Erbloggtes außerdem auf das Umfeld des Geheimniswahrers beschränken. Schlecht.

Mix

Aber spinnen wir das Ganze doch ein wenig weiter. Erbloggtes könnte seiner Bekannten Ursula erzählen, dass ein Bekannter ein Paket anonym erhalten möchte. Ursula kennt Erbloggtes aber nur als, öhm, “Erdachtes”. Ursula wird gebeten, Pakete ohne Absender mit dem Stichwort “Grottenolm” an Erdachtes weiterzuleiten. Außerdem soll sie eine ihrer anderweitig Bekannten bitten, mitzuhelfen, und die Kette um noch insgesamt 4 Stationen zu verlängern. Die letzte Adresse soll dann über die Kette zurückgemeldet werden, damit die Absenderin des Päckchens ihr Paket losschicken könne.

Wenn das klappt, erhält Erbloggtes am Ende eine Adresse, die es ellebil mitteilen kann. Sagen wir, die Adresse gehört Ulf. ellebil schickt das Päckchen dann mit dem Stichwort “Grottenolm” also an Ulf. Dieser sendet es über die Kette zurück, bis es letztendlich bei Erbloggtes landet.

Hierzu gibt es natürlich auch eine animierte Grafik:

Sie sehen: ellebil (links), Ulf (2.v.l.), Ursula (2.v.r.), Erbloggtes (rechts, mit Papiertüte auf dem Kopf)

Sie sehen: ellebil (links), Ulf (2.v.l.), Ursula (2.v.r.), Erbloggtes (rechts, mit Papiertüte auf dem Kopf)

Wer weiß was?

In diesem Modell ist das Wissen folgendermaßen verteilt:

  • Alle kennen die Adresse von Ulf
  • Jedes Glied der Kette kennt das vorherige und das nächste Glied
  • Niemand weiß jedoch, dass die Kette bei Erbloggtes endet. Nur Erbloggtes.

Nun ist man für gewöhnlich vorsichtig, wenn es um das Weiterleiten von fremder Post geht. Es könnten ja Drogen darin sein. Einfache Textdokumente, Liebesbriefe oder digitale Daten lassen sich einscannen und digital versenden, deshalb gehen wir davon aus, dass ellebil ein umfangreiches Printprodukt, eine Ming-Vase oder ein Schminkset versenden möchte. Daher ist es unschädlich, wenn wir die Zwischenstationen den Inhalt des Pakets begutachten lassen.

ellebil könnte nun die Kette zurückverfolgen, angefangen bei Ulf. Dabei wäre sie jedoch auf die Mitwirkung sämtlicher Kettenglieder angewiesen, und wüsste spätestens bei “Erdachtes” nicht sicher, ob sie nun am Ende angekommen ist oder ob Erdachtes lediglich die Kooperation verweigert. Erbloggtes könnte zur Verschleierung auch eine weitere Station angeben.

Alternativ könnte ellebil durch öffentlichen Aufruf versuchen, die Kettenglieder zu finden. Dann müssten aber mindestens 50 % kooperieren (wenn jedes zweite Kettenglied sich meldet).

Je länger die Kette gewählt wird, desto stärker wird also die Anonymität, jedoch steigen in gleichem Maße die Laufzeit und die Ausfallwahrscheinlichkeit.

Da das alles nun doch recht kompliziert ist, sollte Erbloggtes sich einfach als Postbeamter verkleiden, in Bonn hinter dem Schalter das Päckchen für Ulf entgegennehmen und dann unerkannt nach Haus entwischen.

  1. insbesondere gegenüber ellebil. ellebil will nämlich besonders gerne wissen, wer Erbloggtes ist.
  2. soweit ich das beurteilen kann

Der vermaledeite Kassenzettel

Meine Mutter ist seit etwa einem Jahr Mitinhaberin eines Einzelhandelsgeschäfts. Das hat zwar den Vorteil, dass ich kein Geld mehr für Haushaltswaren ausgeben kann, allerdings bin ich leider auch technisch versiert und darf mich deshalb im Gegenzug um das Kassensystem kümmern.

Da gibt es nur eine Sache, die ungeheuer nervt.

Über die man sich sonst im täglichen Geschäftsleben keine Gedanken macht.

Die natürlichste Steuer der Welt.

Die Mehrwertsteuer1.

Beispiel gefällig?

# Anz. Artikel Stk. Summe MwSt.
1 3x Tomate 0,85 € 2,55 € 7 %
2 2x Stift 1,55 € 3,10 € 19 %

Wie viel zahlt der Kunde für seinen Einkauf? Ok, das ist einfach: 5,65 € natürlich.

Doch wie viel Mehrwertsteuer muss der Händler abführen? Wenn die Mehrwertsteuer zunächst auf die einzelnen Artikel berechnet, dann gerundet und dann aufsummiert wird, kommen wir auf 18 + 50 = 68 ct. Wenn zunächst in den einzelnen Mehrwertsteuerkategorien aufsummiert und dann die Steuer berechnet wird, kommen wir hingegen auf lediglich 17 + 49 = 66 ct.
(Fragte ich, wie die Berechnung denn nun vorzunehmen sei, bekam ich bislang keine zufriedenstellende Antwort.  Selbst der Blick ins Umsatzsteuergesetz half nicht wirklich weiter. Wenn das jemand beantworten kann, ab damit in die Kommentare.)

Und es kommt noch lustiger. Auf Rechnungen wird gemeinhin der Nettostückpreis eines jeden Artikels mit aufgeführt:

# Anz. Artikel Stk. (Netto) Stk. (Brutto) Summe MwSt.
1 3x Tomate 0,79 € 0,85 € 2,55 € 7 %
2 2x Stift 1,30 € 1,55 € 3,10 € 19 %

Das ist sehr hübsch. Nur sollte niemand auf die Idee kommen, mal nachzurechnen. Bei der Tomate sieht es nämlich folgendermaßen aus:

3 Tomaten à 0,79 € ergeben 2,37 € Netto, plus 7 % Mehrwertsteuer (17 ct) kommen wir auf 2,54 €.

Hoppla.

Und andersrum kann das auch ganz einfach schief gehen.

Fazit

Ohne Steuern wäre das alles viel zu einfach.

  1. oder Umsatzsteuer, die als Mehrwertsteuer auftritt.

Bonner Lärm-Motzki: “Von Plätschergeräuschen terrorisiert”

BONN. Nachdem die beliebte Wasserorgelveranstaltung “Klangwelle” wegen Lärmbeschwerden der Anwohner des Bonner Münsterplatzes nach Bad Neuenahr ausweichen musste, kommen nun überraschend die wahren Gründe für den Widerstand gegen die Veranstaltung in Bonn ans Licht. Dagobert E., einer der beiden “Lärm-Motzkis”, äußerte sich gegenüber unserem Medium nach Bekanntgabe des Umzugs nach Bad Neuenahr wie folgt:

Endlich! Acht Jahre lang wurden wir jedes Jahr eine Woche lang von diesen Plätschergeräuschen terrorisiert! Unsere Abwasserrechnung erreichte in dieser Zeit astronomische Höhen. Weil wir ständig auf’s Klo rennen mussten! Das ist nicht schön! Den Lärm haben wir durch die andauernden Spülgeräusche eigentlich gar nicht mehr wahrgenommen. Aber gehen Sie mal zum Ordnungsamt und beschweren sich, weil Sie immer auf’s Klo müssen. Die lachen Sie doch aus! Bei Lärmbeschwerden hingegen sind die Damen und Herren auf Zack. Zum Glück!

Heute wurde außerdem bekannt, dass die Stadt Bonn die Installation von 42 Springbrunnen prüft, die auf das Gebiet der Bonner Innenstadt verteilt werden sollen. Der Stadtverordnete K. Lein erklärte, dass das Klima in der Innenstadt “in letzter Zeit doch recht rau” gewesen sei und man sich von den Brunnen eine  “Belebung” des Entwicklungsraums Innenstadt erhoffe. Dagobert E. drohte bereits an, bei Umsetzung dieser Pläne in jeden einzelnen Brunnen zu pinkeln.

Das stille Örtchen des Geschehens: Hier verbrachte Dagobert E. jedes Jahr fünf Tage fast ununterbrochen.

Das stille Örtchen des Geschehens: Hier verbrachte Dagobert E. jedes Jahr einen Großteil seiner “fünf Tage”.

(sz/satire)
inspiriert von @kleinskorpion