Das Ding mit der UniApp

So ziemlich jede politische Hochschulgruppe an der Uni Bonn hat so ihr ganz persönliches Steckenpferd. Die Piraten kümmern sich in Theorie und Praxis um die IT, die LUST ist kritisch, der RCDS will die UniCard, die Jusos sind gegen Anwesenheitspflichten und die GHG eröffnet “nächste Woche” die Fahrradwerkstatt – und das schon seit gefühlt mehreren Jahren.

Die LHG, die jüngste der im SP vertretenen Gruppen, fordert die UniApp. Im Gegensatz zum RCDS, der für “seine” UniCard mittlerweile zum dritten Mal einen eigenen SP-Ausschuss spendiert bekam, muss sich die UniApp ohne einen solchen durchschlagen. Dafür bietet die LHG auch außerhalb des Wahlkampfs auf ihrer Internetseite grundlegende Informationen dazu, wie eine solche UniApp denn aussehen können sollte1.

Was machen die Anderen

Gerne wird hier auf die “preisgekrönte” App der Ruhr-Uni Bochum verwiesen. Natürlich habe ich mir diese App2 mal näher angesehen. So sieht der Einstiegsbildschirm der App aus:

Das Ding mit der UniApp
Das Ding mit der UniApp

Hübsch, hübsch. Wenn ihr mit dem Mauszeiger über die Bildchen fahrt (bzw. auf mobilen Endgeräten darauf tatscht), tauchen allerdings so Kreuze auf. Das sind dann die Funktionen, bei denen sich einfach ein Webbrowser (rotes Kreuz) oder eine andere App (blaues Kreuz) öffnet. Wir haben es hier also letztlich mit einer hübschen Linksammlung mit ein paar Extras zu tun.

Das App-Team der Ruhr-Uni Bochum meinte dazu über Twitter, dass eine Einbettung wohl derzeit techisch nicht anders realisierbar sei:

Schade. Doch zurück zur UniApp für die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

Was kann die Uni Bonn

Sorry, falsche Überschrift. Haha.

Was könnte man für die Uni Bonn basteln

Die LHG macht ja bereits eine Reihe von Vorschlägen, was so eine UniApp können könnte.

Uni-Mailaccount

Man kann den Uni-Mail-Account bereits problemlos mit dem normalen Mail-Account der regulären E-Mail-App des Smartphones nutzen. Es handelt sich dabei schließlich um ein stinknormales E-Mail-Konto. Für Personen, deren technisches Verständnis für die Einrichtung eines Mail-Accounts nicht ausreicht, bietet das Hochschulrechenzentrum extra detaillierte Anleitungen an. Ich persönlich habe auch lieber alle meine Mailkonten in einer App versammelt, als für die Uni-Mails noch eine eigene App öffnen zu müssen. Insgesamt scheint mir die Entwicklung eines vollwertigen E-Mail-Clients in der UniApp verlorene Liebesmüh zu sein. Wenn man natürlich direkt aus dem integrierten Adress- und Personenverzeichnis der App Nachrichten per E-Mail versenden könnte, ohne die App zu wechseln, wäre das schon ganz nett. Fügen wir das Verzeichnis von Kontaktadressen mal zur Liste der gewünschten Funktionalitäten hinzu.

Mensaspeisepläne (mit einer echten Bewertungsfunktion)

Mensaspeisepläne sind zunächst Sache des Studentenwerks, nicht der Universität. Nichtsdestotrotz könnte man so etwas thematisch gut in eine UniApp integrieren. Das Studentenwerk bietet derzeit eine Web-App zum Abruf der Mensaspeisepläne an. Kommentieren oder bewerten kann man die angebotenen Speisen da allerdings nicht. Was jedoch eine “echte” Bewertungsfunktion von einer “nicht-echten” unterscheidet, erschließt sich mir nicht ganz. Grundsätzlich aber eine gute Idee, die entsprechenden Schnittstellen müsste dann wohl das Studentenwerk bereitstellen.

Onlinelernplattformen (eCampus)

Eine kurze Internetrecherche ergab, dass es wohl noch keine ILIAS-App gibt3, sondern nur ein paar Ansätze, eine mobilgerätefreundliche Oberfläche zu schaffen. Man müsste also innerhalb der Uni-App den Zugriff auf eCampus realisieren und dieses gegebenenfalls noch dafür anpassen. Aufwand, aber machbar, da ILIAS Open-Source-Software ist.

Bibliotheksverzeichnisse (OPAC)

Hier gilt vermutlich das gleiche wie für die Integration von eCampus, nur dass es hier bereits auch Open-Source-Apps gibt, die zweitverwertet werden könnten.

BASIS (Vorlesungsverzeichnis, Notenübersicht, …)

BASIS ist eigentlich ein QIS-Server und ist ein Produkt der HIS GmbH. HIS steht für “Hochschul Informations System” und QIS steht für “Qualitätssteigerung der Hochschulverwaltung im Internet durch Selbstbedienung”. Kannste dir nicht ausdenken, aber damit sind sie wohl Marktführer in Deutschland4. Wenn man die mit genug Geld bewirft, basteln die sicherlich die erforderlichen Schnittstellen, die die UniApp benötigen würde. Es gibt bereits Uni-Apps, die das können (siehe unten).

Hochschulsportverzeichnis

Das Hochschulsportverzeichnis der Uni scheint eine selbstgebastelte Lösung zu sein. Schnittstelle dafür bereitstellen und gut is.

Gebäudepläne zur Orientierung (insb. Toiletten)

Die Navigation innerhalb von Gebäuden ist derzeit eins der großen Probleme, das die Drohnen-Community beschäftigt – GPS funktioniert in geschlossenen Räumen eher so semi-gut. Man muss derzeit also immer noch selbst anhand des Gebäudeplans herausfinden, wo man sich momentan überhaupt befindet. Ein paar mehr Schilder aufhängen scheint mir die billigere Alternative zu sein.

Da sich Gebäudepläne jedoch relativ selten ändern, könnte man diese sogar statisch in die App integrieren. Das ist so ein Feature, das vermutlich eher wenig Aufwand verursacht und das man deshalb einfach mitnehmen könnte.

Wichtige News zur Hochschulpolitik und besonderen Veranstaltungen der Uni

Hier stellt sich die Frage: Wer betreut das? Die Pressestelle der Uni? Aber warum nicht. Das dürfte ebenfalls ziemlich einfach zu implementieren sein.

Terminkalender (bspw. mit Unipartys)

Hahaha. Unipartys. Haha.

Auch hier stellt sich die Frage: Wer betreut das? So ein gemeinsamer Terminkalender wäre aber grundsätzlich mal eine gute Idee, vorausgesetzt, das wird auch anständig gefüllt. Da sehe ich derzeit eher das größere Problem als in der Implementierung in eine UniApp.

Augmented reality

Ääh, watt? Entschuldigt bitte, aber mir fällt keine sinnvolle Anwendung für Augmented Reality in einer UniApp ein. Klärt mich auf, liebe LHG. Oder habt ihr nur Buzzword-Bingo gespielt?

Sonst noch was?

Ich habe mir auf gut Glück eben die App der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OVGU) heruntergeladen. Die sieht sehr cool aus. Erster Schritt bei der Einrichtung ist übrigens die Auswahl eines Farbschemas *grins*.

Neben Stundenplan- und Notenübersicht, Mensa-Speiseplan, Bibliotheksverwaltung und Personensuche beinhaltet die App noch ein Feedback-Formular, einen Twitter-Feed5 und einen integrierten Player für das Uniradio Magdeburg. Alles6 in der App integriert. Geiler Scheiß. Liebe LHG, verweist doch lieber mal auf die App der Uni Magdeburg als Referenz.

  1. Die UniCard-Pläne werden vom RCDS stets nur auf Wahlkampfplakaten und in der Wahlzeitung verkündigt. Nicht Wahlkampf-bezogene Informationen zur UniCard findet man auf der Webseite des RCDS anscheinend nicht.
  2. für Android, ein iOS-Testgerät ist nicht verfügbar. I’m not even sorry.
  3. Die Software, mit der eCampus läuft, heißt ILIAS.
  4. Das ist zumindest mein Eindruck.
  5. Wenn ihr mal in der App der Uni Magdeburg erwähnt werden sollt, twittert was mit dem Hashtag #ovgu. Viele türkische Twitterer nutzen diese Möglichkeit bereits rege.
  6. Die Elemente zur Studiums- und Bibliotheksverwaltung konnte ich mangels Account nicht ausprobieren.

Electoral trolling

Einmal im Jahr sind an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Wahlen. Man wählt die Mitglieder des Studierendenparlaments sowie die studentischen Mitglieder des Senats, der Fakultätsräte, des Vorstands des Bonner Zentrums für Lehrerbildung und des Beirats der Gleichstellungsbeauftragten.

Es folgt eine (mit Sicherheit unvollständige) Auflistung von Dingen, die man tun kann, um den Wahlausschuss bzw. die Wahlleiter zu trollen, und zwar völlig im Rahmen der Wahlordnung. Und weil englische Titel hipper sind, sind die Titel auf Englisch.

Be lengthy!

Wer als Liste antritt, braucht einen hippen Listennamen. Die Klassiker sind “Rot-Gelb-Grüne Liste”, “Hochschulgruppe X”, “Gegen Studiengebühren!!!” oder “Hinz & Kunz”. Aber das ist ja langweilig. Die Wahlordnung kennt schließlich keine obere Schranke für die Länge des Listennamens. Tretet doch mal als

“Wir sind die Liste, die den Wahlausschuss dadurch zu nerven versucht, dass sie den Listennamen soooooo lang macht, dass er kaum mehr auf den Stimmzettel passt und dadurch sehr viel Aufwand beim Layout verursacht – wir finden diese ganze Veranstaltung ansonsten doof und freuen uns über jede Listenstimme, mit der ihr ausdrückt, dass es euch genauso geht wie uns. #YoloSwag!”

an. Irgend ein armer Tropf muss das dann in der Wahlzeitung und auf dem Stimmzettel in geeigneter Weise unterbringen.

Apropos lange Namen: Wenn ihr schon dabei seid, könnt ihr auch gleich beantragen, dass eure Spitznamen auf dem Stimmzettel aufgeführt werden. Wer würde nicht gern sein Kreuz bei Dominik “The Dominator” Müller oder Ursel-Henriette “Die-deren-Name-nicht-genannt-werden-darf” Meier-Huber machen! Mehr als aus fadenscheinigen Gründen abgelehnt werden kann der Antrag schließlich nicht.

Be many!

Wisst ihr, was genauso nervt wie lange Listennamen? Lange Listen. Ein Beispiel: 2014 trat die Liste “Juso-Hochschulgruppe” mit 48 Kandidierenden an. Achtundvierzig! Dabei gibt es nur 43 Plätze zu besetzen. Und so etwas hat Auswirkungen auf das Layout des Stimmzettels:

Stimmzettel zur SP-Wahl 2014, stilisiert.

Stimmzettel zur SP-Wahl 2014, stilisiert.

Der Stimmzettel ist bereits in DIN A3 im Hochformat und stößt schon an seine physischen Grenzen. Tretet mit 5 Personen mehr auf der Liste an, und der Wahlausschuss darf sich ein neues Layout überlegen. Wie wäre es mal mit einem doppelseitigen Stimmzettel? Oder gleich DIN A2? Vielleicht gar ein Ausdruck auf  8cm-Kassenrollenpapier? Spannend!

Be even more!

Was nervt noch mehr als lange Listen? Viele Listen. Das bietet sich insbesondere bei den Gremienwahlen an, schließlich benötigst du bei der SP-Wahl aktuell 31 Homies, die entweder mit dir zusammen auf deiner Liste stehen oder dir wenigstens ihre Unterstützungsunterschrift geben wollen; für die Gremienwahlen sind es jedoch lediglich vier (plus dich selbst).  Allein aus den Kandidierenden fürs Studierendenparlament (ohne ihre Unterstützungsunterschriften) könnte man also 30 Listen für den Senat basteln. Und dann schauen wir mal, wie sie das auf den Stimmzettel bekommen 🙂

Hat man jedoch beim Studierendenparlament seine 32 Unterstützungsunterschriften zusammen, bekommt man in der Wahlzeitung in der Regel ganze vier DIN-A4-Seiten, auf denen man seine Weltsicht darlegen kann – oder einfach nur nach einer Frau fürs Leben suchen.

Menüvorschlag

Menüvorschlag für einen Wahlzeitungsbeitrag

Alternativ kann man im Listennamen auch sein Fan-sein ausleben. Das klappt allerdings nur bei der Wahl zum Studierendenparlament, wo neue Listennamen alphabetisch sortiert werden. Die Uni lost die Listenreihung stets aus.

Fiktiver Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis der Wahlzeitung

Fiktiver Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis der Wahlzeitung

Oder nennt euch doch mal Eyjafjallajökull und lacht euch einen Ast, wenn bei Elefantenrunde und Ergebnisverkündung versucht wird, euren Listennamen auszusprechen.

Die Möglichkeiten sind grenzenlos. Und jede/r sollte mal für ein Studierendenparlament kandidiert haben 😉

Ich freue mich schon auf die Wahlen 2015.

Die beste Raumbeschriftung aller Zeiten

Der Senatssaal im Hauptgebäude der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität hat die beste Raumbeschriftung aller Zeiten.

Die beste Raumbeschriftung aller Zeiten

Wir sehen 5 Zeilen.

In Zeile 2 steht der Name des Raumes: SENATSSAAL.

In Zeile 4 steht der Hinweis “Information für Blinde:”. Wer kann diese Information für Blinde nicht lesen? Richtig. Blinde.

In Zeile 5 steht “SENATSSAAL” in Brailleschrift. Eingeprägt auf einem Plastikstreifen, damit die Schrift von Blinden ertastet werden kann.

Dieser Streifen steckt hinter der Plastikblende. Die Prägung kann deshalb nicht ertastet werden.  Wer kann diesen Text für Blinde also nicht lesen? Richtig.