Wie man eine Wahl auszählt

Nächsten Mittwoch steht die Wahl des Wahlausschusses für die Wahl zum 38. Studierendenparlament an. Das bedeutet: Die Wahlsaison geht wieder los.

Wir wollen hier aber einen Blick ans andere Ende dieser Wahl werfen und betrachten, wie die Auszählung eigentlich so funktioniert.

Zunächst benötigen wir einen Raum. Die sind oft rechteckig, also fangen wir mit einem Rechteck an.

Jaa, noch ist das nur ein graues Rechteck. Aber wartet mal ab!

Jaa, noch ist das nur ein graues Rechteck. Aber wartet mal ab!

Unseren Raum teilen wir zunächst grob in vier Bereiche ein. Wofür die gut sind, dazu kommen wir gleich.

Sieht ein bisschen aus wie ein Tennisfeld.

Sieht ein bisschen aus wie ein Tennisfeld.

Nach dieser groben Aufteilung können wir nun einzelne Tätigkeitsbereiche zuweisen. Falls der Raum in Wirklichkeit etwas anders proportioniert ist, traut euch, sie umzusortieren oder zu verschieben.

Das Streifen- und das Schachbrettmuster war das beste, was die Inkscape-Effekttrickkiste hergab.

Das Streifen- und das Schachbrettmuster war das beste, was die Inkscape-Effekttrickkiste hergab.

Im grauen Bereich in der Mitte wird die eigentliche Auszählung stattfinden. In der Garderobe legen Auszählhilfen, Wahlausschuss und Ältestenratsmitglieder vor Beginn der Auszählung überschüssige Kleidung, Mobiltelefone, Taschen und dergleichen ab.

Im Verpflegungsbereich gibt es Getränke und Schnittchen für die Auszählhilfen und den Wahlausschuss. Oft kommen die direkt von ihrer Schicht an der Urne zur Auszählung und sollten nach Möglichkeit bei Laune gehalten werden, sonst zieht sich die ganze Angelegenheit bis Nachts um drei. Wichtig: Die Verpflegung verlässt den Verpflegungsbereich nicht! Krümel und Colaflecken auf den Auszähltischen sind nämlich doof.

Nachdem wir nun also wissen, was wo stattfinden wird, können wir Tische platzieren:

Es füllt sich!

Es füllt sich!

Die Tischbarriere am unteren Rand trennt den Bereich für die Öffentlichkeit vom Auszählbereich. Es müssen nicht zwangsläufig Tische sein, jedoch sollte die Barriere freie Sicht auf den gesamten Auszählbereich erlauben. Die Auszählung erfolgt immerhin öffentlich.

In den Auszählbereich selbst dürfen nur Personen, die ein fesches Namensschild tragen, das sie wahlweise als Wahlausschussmitglied, Auszählhilfe oder Ältestenratsmitglied ausweist. Möglicherweise kommen noch ein paar unabhängige Wahlbeobachterinnen dazu, die aber um Himmels willen nichts anfassen dürfen. Kandidierende dürfen (in ihrem eigenen Interesse) den Auszählbereich nicht betreten.

Die Tischgruppen in der Mitte sind die eigentlichen Auszähltische, an denen gezählt wird. Um die Ergebnisse zusammenzutragen und das Endergebnis auszuspucken, stehen am Rand zwei Auszählrechner.

Dass es zwei Rechner sind, hat nicht nur mit Ausfallsicherheit zu tun.

Dass es zwei Rechner sind, hat nicht nur mit Ausfallsicherheit zu tun.

Zur Rolle der Auszählrechner kommen wir später. Zunächst wollen wir unsere Auszählhilfen im Raum verteilen.

Die blauen Kreise, Sie werden es erraten haben, stellen Personen dar.

Die blauen Kreise, Sie werden es erraten haben, stellen Personen dar.

Die beiden ganz unten sorgen dafür, dass nur Personen mit gültigem Namensschild in den Auszählbereich kommen.1

Der arme Tropf im Reinigungsbereich darf die Siegelreste von ausgezählten Urnen entfernen. Vorsicht, wenn man den Boden nicht mit etwas abdeckt, ist der hinterher recht klebrig. Es empfiehlt sich, nicht den ganzen Abend über die selbe Person mit dieser stupiden Aufgabe zu betrauen. Durchwechseln ist angesagt.

An den Auszähltischen sitzen2 die Auszählhilfen und warten darauf, eine Urne zum auszählen zu bekommen.

An den Auszählrechnern sitzt auch jeweils eine Auszählhilfe. Früher half da noch der Ältestenrat, aber der soll ab diesem Jahr nur noch gucken und eventuell etwas sagen, aber nichts mehr anfassen.

Nun verteilen wir noch die Wahlausschussmitglieder gleichmäßig im Raum:

Die grünen Kreise, Sie werden es erraten haben, stellen die Wahlausschussmitglieder dar.

Die grünen Kreise, Sie werden es erraten haben, stellen die Wahlausschussmitglieder dar.

Wie wir sehen haben wir im Beispiel 7 Wahlausschussmitglieder an die diversen Tische verteilt. Üblicherweise wuseln Wahlleiterin und weitere Wahlausschussmitglieder zwischen den Tischen umher, öffnen Urnen, entscheiden über zweifelhafte Stimmzettel und tragen Auszählergebnisse zu den Auszählrechnern. Wenn mehr Wahlausschussmitglieder zur Verfügung stehen, können mehr auf die Auszähltische verteilt werden, wenn es weniger sind, dann weniger.

Nun fehlt eigentlich nur noch das Wichtigste: Die Urnen. Hier sind sie:

Was würden wir nur ohne Urnen tun!

Was würden wir nur ohne Urnen tun! Alles wäre sinnlos!

Noch nicht verarbeitete Urnen (hier grau gefärbt) warten im Urnenbereich (oben rechts) auf ihre Öffnung. Der Urnenbereich wird nur von Wahlausschussmitgliedern betreten.

Die Urnen werden an einem der Auszähltische auf ordnungsgemäße Versiegelung geprüft, geöffnet, vollständig entleert, und dann in den Reinigungsbereich gebracht (hier weiß gefärbt).

Sobald der Inhalt einer Urne vollständig ausgezählt ist, landet der Stapel bei den Auszählrechnern. Hierzu gleich mehr.

Das vollständige Bild.

Das vollständige Bild.

Soviel zum Raumplan. Nun betrachten wir zwei Vorgänge noch im Detail, und beginnen mit der eigentlichen Auszählung der Urne. Auch hierzu gibt es eine Grafik. Da wir in diesem Jahr möglicherweise parallel zur Wahl des Studierendenparlaments noch zwei Urabstimmungen durchführen, nehmen wir das direkt mit auf.3

Ein hübsches Diagramm, nicht wahr? Und so bunt!

Ein hübsches Diagramm, nicht wahr? Und so bunt!

Die Urne wird entleert. Dann wird der Inhalt nach Studierendenparlamentswahl und Urabstimmung getrennt. Der Urabstimmungshaufen wird weiter nach Urabstimmung aufgeteilt, und schließlich werden die Häuflein “JA”, “NEIN” und “Enthaltung/ungültig/zweifelhaft” gebildet. Den letzten Haufen nehmen sich dann Mitglieder des Wahlausschusses vor, die jedem Bogen einen entsprechenden Stempel aufdrücken.4

Derweil wird der Studierendenparlamentswahlhaufen nach Liste sortiert und Enthaltungen, ungültige und zweifelhafte Stimmen bekommen ebenfalls einen eigenen Haufen. Die einzelnen Listen werden dann nach Listenstimme bzw. Kandidierenden sortiert. Auch hier nehmen sich Wahlausschussmitglieder den Extrahaufen vor und stempeln die Bögen entsprechend.

Zu guter Letzt werden alle Stimmzahlen in einen vorbereiteten Auszählbogen eingetragen, der Felder für Gesamtstimmzahl, gültige, ungültige und Enthaltungen, Listengesamtstimmzahlen, Listenstimmen und Kandidierendenstimmen sowie die Urabstimmungsergebnisse enthält. Der Bogen wird mit den Stimmzetteln und dem Urnenbuch handlich verpackt und zu den Auszählrechnern transportiert.

Hierbei gilt immer: Zählen, zählen, zählen! Es gibt kein “Das müssten dann ja rechnerisch soundso viele Stimmen sein, anders kann das gar nicht sein.” Zählen!

Das bringt uns zur zweiten Detailbetrachtung. Mangels besserer Idee nennen wir es Stimmzettelhaufen-Lifecycle.

Ein Flowchart! Wie hübsch.

Ein Flowchart! Den “Auszählen”-Teil haben wir bereits oben intensiv betrachtet.

Zunächst möchte ich erklären, weshalb die Zettel plötzlich doppelt gezählt werden sollen und ein zweiter Auszählbogen benötigt wird.

Bislang wurde das Vier-Augen-Prinzip recht anständig implementiert, es waren immer zwei Personen für die Öffnung der Urne, den Transport und die Eintragung verantwortlich, und falls an einem Auszählrechner etwas anderes eingetragen wurde als beim anderen, fiel das spätestens beim (computerisierten) Vergleich der beiden Ergebnisse auf.

Eine Schwachstelle hatte das System jedoch: Falls auf einem Bogen ein Personenergebnis in die falsche Zeile gerutscht ist, gibt es keine Möglichkeit mehr, dies zu bemerken – alle Plausibilitätsprüfungen über Stimmensummen zeigen weiterhin an, dass alles in Ordnung ist, und da beide Auszählrechner den selben Auszählbogen abgetippt haben, bringt auch der Vergleich am Ende den Fehler nicht ans Licht.

Bei einer Wahl, bei der 5 Stimmen den Unterschied zwischen “drin” und “rückt in nem halben Jahr nach” ausmachen können, sollte so etwas nach Möglichkeit nicht passieren.

Daher folgender Vorschlag: Jeder Satz an Stimmzetteln wird unabhängig voneinander von zwei Auszähltischen gezählt und in separate Auszählbögen eingetragen. Da beim zweiten Mal das aufwändige Sortieren am Anfang entfällt, dürfte sich der zeitliche Mehraufwand in Grenzen halten. Jeder Auszählrechner trägt dann immer jeweils einen der beiden Auszählbögen bei sich ein (daher auch die unterschiedlich farblich markierten Bögen in der letzten Raumplangrafik). Somit kommen am Ende zwei Ergebnisse heraus, deren Bestandteile jeweils von unterschiedlichen Tischen gezählt, auf unterschiedliche Bögen eingetragen und von unterschiedlichen Personen im Computer eingetragen wurden. Falls diese Ergebnisse dann übereinstimmen, sollte man guten Gewissens davon ausgehen können, dass richtig gezählt und eingetragen wurde. Falls nicht, ist Fehlersuche angesagt.

Soviel zu diesem Thema. Über Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge freue ich mich natürlich persönlich, per E-Mail oder als Kommentar.

  1. Das klappt immer so semigut. Bislang haben sie mich trotz fünfmaliger Anweisung immer ohne Namensschild durchgelassen. Das muss an meinem wichtigen Blick liegen!
  2. Da stehen also auch Stühle, aber auf die hab ich jetzt mal aus illustratorischen Gründen verzichtet.
  3. Dabei ignorieren wir allerdings, dass eine Urabstimmung aus zwei getrennten Fragen besteht… Hach.
  4. Notiz an mich: Stempel besorgen.

Eine Sammlung

In den letzten Jahren fragte ich mich immer wieder mal: Wäre es nicht total praktisch, alle wichtigen Satzungen, Ordnungen und Richtlinien der verfassten Studierendenschaft zentral an einem Ort maschinenlesbar gesammelt zu haben?

Wie so oft gilt auch hier die alte Regel: “Machense mal”. Seit einiger Zeit findet man daher auf der Webseite des Studierendenparlaments unter dem Punkt “Dokumente” einen Link auf “Satzungen, Ordnungen und Bekanntmachungen” alle Ordnungen, Satzungen und Richtlinien, die sich so auftreiben ließen. Hier ein Direktlink.

Im Repository auf GitHub liegen die entsprechenden Markdown-Dateien, aus denen die HTML-Übersicht generiert wird. Für Satzungsarchäologen auch noch interessant: Die Gesamtfassungen enthalten am Ende eine Übersicht über alle Dokumente, aus denen sich die jeweilige Fassung zusammensetzt, also das Ursprungsdokument und alle Änderungen dazu.

Das sind übrigens nicht einmal alle Dokumente: Auf der Tagesordnung für die nächste SP-Sitzung sind schon wieder so ominöse Sport-Ordnungen aufgetaucht...

Das sind übrigens nicht einmal alle Dokumente: Auf der Tagesordnung für die nächste SP-Sitzung sind schon wieder so ominöse Sport-Ordnungen aufgetaucht…

Diese Übersicht war auch schon recht praktisch, als ich für den Satzungs- und Geschäftsordnungsausschuss alle Vorkommen des Ältestenrats herausgesucht habe. Der Ältestenrat soll baldmöglichst vom Entscheidungs- zum Schlichtungsorgan umgebaut werden. Mehr zu diesem spannenden Thema gibt es auch bald in der neuen Ausgabe der AKUT zu lesen.

So, genug Werbung für heute.

Lücken im Lebenslauf

Ich bin ja ein großer Freund von Protokollen. Allerdings reicht es nicht, Protokolle lediglich zu schreiben, das essenzielle an so einem Protokoll ist seine Veröffentlichung.

Ich bin ebenfalls ein großer Freund von Zahlen. Was wäre also naheliegender, einfach mal nachzuzählen, wie die es bei diversen Gremien um die Protokollveröffentlichung steht?

Der Workflow

So ein Protokoll wird zunächst einmal während der Sitzung und/oder im Nachhinein auf Grundlage einer Tonaufzeichnung1 geschrieben.

Wenn es fertig ist, wird das vorläufige Protokoll an die Mitglieder des Gremiums versandt. Auf der nächsten Sitzung werden dann noch Korrekturen aufgenommen und das Protokoll schließlich genehmigt. Die Korrekturen müssen zuletzt eingearbeitet und das korrigierte Protokoll veröffentlicht werden.

Wie schlagen sich nun also unsere Lieblingsgremien?

Studierendenparlament

Die Protokolle unseres schönen Studierendenparlaments lassen sich auf seiner Webseite abrufen. Visualisiert man die Zahl der verfügbaren Protokolle für jede Sitzung in einem Säulendiagramm, sieht das in etwa folgendermaßen aus:

Zahl der Verfügbaren Protokolle nach Sitzung. Bis zum

Zahl der verfügbaren Protokolle nach Sitzung. Bis zum 34. SP gab es Wortprotokolle, die ebenfalls zusammengefasst als Ergebnisprotokolle veröffentlicht wurden. Beim Übergang zu reinen Ergebnisprotokollen gibt es deshalb 2 Protokolle zur selben Sitzung.

Es offenbaren sich große Lücken bei den Protokollen des 36. Studierendenparlaments. Zufällig weiß ich, dass das nicht etwa daran liegt, dass das IT-Referat diese Protokolle einfach nicht hochlädt.

Gesamt-AStA-Sitzung

Auf der Gesamt-AStA-Sitzung (GAS) kommen in der Regel wöchentlich die Referate des AStA zusammen, erzählen sich, was sie so machen, und stimmen über Finanzanträge ab. Die Protokolle gibt es dann auf der AStA-Webseite zum Download.

Da der Sitzungstermin sich ab und an mal verschiebt und die Sitzungen nicht wirklich durchgezählt werden, habe ich die Protokolle nach Jahr und Kalenderwoche sortiert. In der vorlesungsfreien Zeit findet nicht jede Woche eine GAS statt und in den Ferien ebenfalls nicht. Dort sind also auch keine Balken im Diagramm zu erwarten.

2013 war ein schlechtes Jahr für GAS-Protokolle.

2013 war ein schlechtes Jahr für GAS-Protokolle. Und die zweite Hälfte von 2012. Und das Wintersemester 2010/11…

In der Vergangenheit war man wohl eher schludrig, seit einem Jahr scheint sich die Situation jedoch zu verbessern.

Fachschaftenkonferenz (FK)

Auch von der in der Vorlesungszeit wöchentlich stattfindenden Fachschaftenkonferenz gibt es Protokolle, den sogenannten Fachschaften-Informations-Dienst (FID). Der heißt so, weil der schon immer so hieß. Er wird ebenfalls auf der AStA-Webseite veröffentlicht und einfach nur durchnummeriert. Für das Säulendiagramm habe ich also lediglich geprüft, welche Ausgaben online zu finden sind und welche nicht.

Da hat wohl jemand in letzter Zeit seine Hausaufgaben nicht gemacht.

Da hat wohl jemand in letzter Zeit seine Hausaufgaben nicht gemacht.

Da die vorläufigen Protokolle immer an alle Fachschaften verschickt werden, ist die Situation nicht ganz so schlimm, wie sie sich hier darstellt. Wir bekommen schon alle relevanten Informationen, meist sogar relativ bald nach der Sitzung. Aber die korrigierten Fassungen werden offenbar seit 2014 nicht mehr hochgeladen. Whoops.

Fachschaft Informatik

Hier gibt es keine Grafik. Da die Protokolle direkt auf der Sitzung abschnittsweise getippt und verlesen und direkt danach versandt werden, gibt es soweit mir bekannt ist kein Protokoll, das nicht veröffentlicht wurde. Die Protokolle sind über das Archiv der entsprechenden Mailingliste abrufbar. Dieses Verfahren weicht vom oben beschriebenen Workflow ab, da die Protokolle sofort nach der Sitzung “veröffentlicht” werden. Es ist jedoch sehr effektiv.

Da die Mailinglistensoftware 2014 ausgetauscht wurde, sind die älteren Protokolle nur noch in ausgedruckter Form in der Fachschaft oder für Fachschaftsmitglieder in digitaler Form im Protokolle-Git verfügbar. Dort reichen sie aber bis Juni 1997 zurück. Da waren mache unserer Erstis noch nicht mal geboren…

  1. Das macht aktuell nur das Studierendenparlament.