Die spinnen, die Franzosen

Kürzlich war ich urlaubsbedingt ein paar Tage an der Côte d’Azur, genauer zwischen Cannes, Nizza und Monaco. Und just vom 7. bis zum 15. September finden gerade in Nizza die 7. “Jeux de la Francophonie” statt, also die “Spiele des französischen Sprachraums”. Die finden alle 4 Jahre in einem anderen Land statt und bestehen aus Sport- und Kunstwettbewerben.

Jeux de la Francophonie Nice 2013. Die weißen Schirme werden später als Leinwand benutzt werden.

Bühne für die Jeux de la Francophonie Nice 2013. Die weißen Schirme werden später als Leinwand benutzt werden.

Was für eine perverse Veranstaltung. Da trifft sich die “Grande Nation” mit 58 anderen Ländern, die sie größtenteils früher militärisch unterworfen hat, um mit ihnen zusammen zu feiern, dass sie ihnen die großartige französische Sprache gebracht hat.1 Gibt es etwa Commonwealth-Games? Das wär ja in etwa das gleiche. Oh, ich höre gerade, die gibt es. Aber wenigstens ohne “Servile flattery for the amazing and astonishing English Language”.

Bei der Eröffnungsfeier der Jeux de la Francophonie wurde die französische Sprache hingegen von diversen Sängern belobhudelt: Ein junger Mann singt spricht, dass man ja emotional auf französisch fluche und wenn man ein Mädchen verführe, dann mache man das ja auch auf Französisch und überhaupt. Eine in eine Frankreichflagge gehüllte Sirene schreit die Marseillaise in die Welt hinaus, und singt beim Refrain, anders als im “offiziellen” Text, “Marchez!” statt “Marchons!”. (Nun mag man vermuten, dass die Dame vielleicht Anhängerin der Monarchie sei, jedoch scheint man das zu Zeiten des Herrn Berlioz noch so gesungen zu haben – bis jemand gemerkt hat, dass sich das mit “Marchons!” einfach besser reimt.) Dann waren da noch Patricia Kaas, deren Namen ich auch nur kenne, weil sie beim ESC 2009 mit dem Titel “Et s’il fallait le faire” einen erschreckenden achten Platz belegte, und ein Herr mit Saxophon, der sein Liedchen Trololo-mäßig mit der Zeile “Oui oui  oui, oui oui oui, oui oui oui oui oui oui oui oui oui, oui oui oui oui oui oui oui oui oui” eröffnete. Da kommt die Schönheit der französischen Sprache so richtig zur Geltung.

Das tut sie übrigens auch, wenn man am Bahnhof sitzt. Sie kennen doch diese Durchsagen an deutschen Bahnhöfen?

“Ding-Dong An Gleis 1 fährt ein: RB 48 nach Wuppertal. Vorsicht bei der Einfahrt.”

In Cannes geht sowas nicht. Da heißt es dann (in der besten Sprache der Welt natürlich):

“Dong-di-dong Ding Sehr geehrte Damen und Herren, wir bitten Sie um Ihre Aufmerksamkeit. Um Ihre Reise bestmöglich planen zu können, haben wir folgende Informationen zum Verkehrsablauf für Sie: Der TER 2000schlagmichtot aus Richtung. Grasse. Mit dem Ziel. Vemtimiglia. Erhält in Kürze Einfahrt am Bahnsteig A. Bitte warten Sie auf dem Bahnsteig, bis der Zug hält. Dong-di-dong Ding Sehr geehrte Damen und Herren, zu Ihrer Sicherheit: Lassen Sie Ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt. Dong-di-dong Ding Sehr geehrte Damen und Herren, bitte beachten Sie, dass das Rauchen im Bahnhof verboten ist. Dong-di-dong Ding Sehr geehrte Damen und Herren, bitte beachten Sie, dass es untersagt ist, die Gleise zu überqueren. Wir empfehlen Ihnen, dafür die Unterführungen zu nutzen.”2

Man fühlt sich da stets an diese eine herrliche Szene mit Christoph Maria Herbst aus “(T)Raumschiff Surprise – Periode 1” erinnert.

Kurzum: Meine Reaktion auf Frankreich ist regelmäßig in etwa die folgende:

dafuq pigeon

 

  1. Was Österreich da macht, weiß ich allerdings auch nicht. Vielleicht gibt’s da noch ein paar Napoleon-Fans.
  2. Kein Scherz

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