ESC 2019: Jury vs. Publikum

Obacht: Dieser Artikel wurde veröffentlicht, bevor die EBU gemerkt hat, wo vorne und wo hinten ist. Die Zahlen spiegeln also den Stand wieder, der am Finalabend bekannt gegeben wurde. Das heißt, es gibt leichte Abweichungen zum tatsächlichen Endergebnis.

Wie schon 2013, 2014, 2015, 2016, 2017 und 2018 wollen wir – völlig überraschend – auch dieses Jahr einen Blick auf die detaillierten Ergebnisse des Eurovision Song Contest 2019 werfen und uns zwei Fragen widmen: Wer wurde von den Jurys abgestraft und vom Publikum nach vorn gevotet? Und bei wem ist es umgekehrt?

Die willkürlich gewählte Grenze für “signifikante” Verschiebungen liegt auch in diesem Jahr bei 5 Punkten, denn das haben wir schon immer so gemacht. Zusätzlich werden die Beiträge betrachtet, bei denen auch geringere Verschiebungen Auswirkungen auf ihr Fortkommen im Bewerb hatten, beziehungsweise die im Finale in die / aus den Top 10 rutschen.

Zur Erläuterung: Im Abschnitt “Die Jurys1” betrachten wir, wie das Juryvoting sich auf die Endplatzierung eines Beitrags im Vergleich zum reinen Publikumsvoting ausgewirkt hat. Im Abschnitt “Das Publikum” hingegen betrachten wir, wie sich die Endplatzierung eines Beitrags durch das Publikumsvoting verbessert/verschlechtert hat im Vergleich zur Platzierung im Juryvoting.

Erster Halt des Hypetrains:

1. Halbfinale

Die Jurys

up Weißrussland (ZENA – Like It) gewinnt 1 Platz (11 ↗ 10)

down Polen (Tulia – Fire of Love (Pali się)) verliert 3 Plätze (8 ↘ 11)

Die Jurys tauschen also formidablen polnischen Schreigesang gegen eine sechzehnjährige Britney-Kopie. Im Finale hätte ich ja gern beide nochmal gesehen.

Das Publikum

up Island (Hatari – Hatrið mun sigra) gewinnt 5 Plätze (8 ↗ 3)

up Estland (Victor Crone – Storm) gewinnt 5 Plätze (9 ↗ 4)

up San Marino (Serhat – Say Na Na Na) gewinnt 7 Plätze (15 ↗ 8)

down Zypern (Tamta – Replay) verliert 5 Plätze (4 ↘ 9)

down Ungarn (Joci Pápai – Az én apám) verliert 3 Plätze (9 ↘ 12)

Das Publikum hat offenbar einen Fetisch-Fetisch und findet die estnisch-schwedische Ariana-Grande-Anleihe ganz nett. Außerdem scheint ein Haufen Telekom-Fans angerufen zu haben2 und hat San Marino ins Finale katapultiert.

ESC 2019: Jury vs. Publikum
The new Telekom campaign looks lit af. Screenshot: Eurovision/YouTube

Nich so angetan ist man hingegen vom Madonna-Klon aus Zypern, der passenderweise auch noch was von “Replay” singt, und vom vormaligen Mr. Genie-in-a-ketchup-bottle, der dieses Jahr alleine auf der Bühne steht – aber nur mehr einmal: Das Publikum möchte ihn nicht im Finale sehen.

2. Halbfinale

Die Jurys

up Nordmazedonien (Tamara Todevska – Proud) gewinnt 5 Plätze (7 ↗ 2)

up Dänemark (Leonora – Love Is Forever) gewinnt 1 Platz (11 ↗ 10)

down Norwegen (KEiiNO – Spirit in the Sky) verliert 6 Plätze (1 ↘ 7)

down Litauen (Jurij Veklenko – Run with the Lions) verliert 3 Plätze (8 ↘ 11)

In den Reihen der Jurymitglieder sitzen, ein, zwei Stuhlfetischisten oder XXXLutz-Anteilseignerinnen, die der kleinen Dänin und ihrer Sandkastengruppe einen kleinen Schubser für den Einzug ins Finale geben. Virtuelle Klone stehen auch hoch im Kurs: Die stolze Nordmazedonierin wird im Ranking weit nach vorn geschoben.

Skandalöses Verhalten hingegen gegenüber der joikenden Gruppe aus Norwegen: Der Publikumsfavorit wird von den Juryclowns abgestraft und rutscht auf den siebten Platz im Halbfinale ab. Schlimmer erwischt es den litauischen Löwenbändiger, der weder seine Love cagen, noch ins Finale einziehen kann – er landet auf dem undankbaren Platz 11.

Das Publikum

up Norwegen (KEiiNO – Spirit in the Sky) gewinnt 4 Plätze (11 ↗ 7)

up Albanien (Jonida Maliqi – Ktheju Tokës) gewinnt 3 Plätze (12 ↗ 9)

up Litauen (Jurij Veklenko – Run with the Lions) gewinnt 6 Plätze (17 ↗ 11)

down Moldau (Anna Odobescu – Stay) verliert 4 Plätze (8 ↘ 12)

down Rumänien (Ester Peony – On a Sunday) verliert 3 Plätze (10 ↘ 13)

Ursprünglich wollten die Jurykasper den norwegischen Beitrag gar nicht ins Finale lassen. Zum Glück unternimmt das Publikum etwas dagegen. Das wäre ein herber Verlust gewesen!
Der Titel des albanischen Beitrags (“geh doch nach Hause”) hat wohl ein paar Nationalstolze zu viel angesprochen. Oder waren es doch Demi-Lovato-Fans? Wir werden es nie erfahren.
Trotz starken Zuspruchs konnte sich die litauische Käfighaltung nicht durchsetzen. Egal, bleiben ja noch die Isländer mit ihrem Riesenrundkäfig im Finale.

Die Flaggensynoptiker Moldau und Rumänien scheitern dieses Jahr hart am Publikum: Hatten die Jurys sie noch im Finale gesehen, so erteilt das Publikum dem eine Absage. Wenn man sich ansieht, was aus diesen Ländern in den vergangenen Jahren3kam, ist das leider auch gerechtfertigt. Auch wenn das Fake-Trickkleid aus Rumänien schon supi war.

Vorlage: Eurovision/YouTube

Damit haben wir auch schon alle Finalbeiträge eingesammelt! Ab ins…

Finale

(oh-oh-oh! Oder sollte ich sagen: Na na na?)

Die Jurys

up Nordmazedonien (Tamara Todevska – Proud) gewinnt 4 Plätze (12 ↗ 8)

up Tschechien (Lake Malawi – Friend of a Friend) gewinnt 13 Plätze (24 ↗ 11)

up Zypern (Tamta – Replay) gewinnt 5 Plätze (20 ↗ 15)

up Malta (Michela – Chameleon) gewinnt 6 Plätze (22 ↗ 16)

down San Marino (Serhat – Say Na Na Na) verliert 10 Plätze (10 ↘ 20)

down Spanien (Miki – La venda) verliert 8 Plätze (14 ↘ 22)

Die stolze Mazedonin beeindruckt die Jurys und wird in die Top 10 gehievt. Fast wäre das auch den bunten Tschechen vom See mit ihrem lustigen Drummer passiert, aber dann reichte es leider doch nur für den elften Platz.
Replay-Madonna und das maltesische Karma-Chamäleon erhalten ebenfalls einen dollen Schubser von den Jurys, kommen damit aber auch nur ins Mittelfeld.

Party-Miki aus Spanien hingegen wird aus dem Mittelfeld nach hinten geschickt. Das Liederl, in dem es um eine Augenbinde geht (schon wieder so ein Fetisch-Ding?), vermochte die Jurys nicht zu überzeugen. Vielleicht, weil kein einziges “corazon” im Text steht?

Und dann ist da San Marino. Party-Serhat von der Telekom. Look how they massacred my boy. Von der 10 auf die 20. Eine unfassbare Juryleistung. Alle entlassen!

Jetzt muss das Publikum es aber rausreißen.

Das Publikum

up Russland (Sergei Lasarew – Scream) gewinnt 6 Plätze (9 ↗ 3)

up Norwegen (KEiiNO – Spirit in the Sky) gewinnt 10 Plätze (15 ↗ 5)

up Island (Hatari – Hatrið mun sigra) gewinnt 4 Plätze (14 ↗ 10)

down Schweden (John Lundvik – Too Late for Love) verliert 5 Plätze (1 ↘ 5)

down Nordmazedonien (Tamara Todevska – Proud) verliert 6 Plätze (2 ↘ 8)

down Tschechien (Lake Malawi – Friend of a Friend) verliert 4 Plätze (7 ↘ 11)

down Malta (Michela – Chameleon) verliert 6 Plätze (10 ↘ 16)

down Griechenland (Katerine Duska – Better Love) verliert 6 Plätze (15 ↘ 21)

Sergei der traurige Duschensängerschreier und seine 9 virtuellen Klone werden in die Top 3 geschoben. Die isländischen Stimmungskanonen landen dank des Publikums in den Top 10 und halten zum Dank ein paar Häkelarbeiten der Klasse 3c der Iveta-Mukuchyan-Grundschule in Reykjavík in die Kamera.

Der Norwegische Joik gewinnt souverän das Publikumsvoting, landet aber insgesamt nur auf Platz 5. Ich habe ja nichts dagegen, dass der Beitrag aus den Niederlanden gewonnen hat, aber ich bin immer noch böse, dass der norwegische Beitrag nicht gewonnen hat. Juries abschaffen JETZT!

Wenig Liebe vom Publikum erfährt Juryliebling John Lundvik, der seinen ersten Platz nach der Jurywertung gegen einen fünften Platz eintauschen muss. Tolles neues Punktebekanntgabesystem haben Sie da.

Auch bei Nordmazedonien (jaja sie ist stolz weil ihr Lied “Proud” heißt blabla) stellt sich heraus, dass der sehr gute zweite Platz im Juryvoting eigentlich nur ein achter immerhin-top-ten-Platz ist. Sie trägt es mit Fassung.

Weniger der tschechische Freundeskreis: Der hatte sich nach 150 Jurypunkten mehr als *blätter* sieben Publikumspunkte erhofft. Sieht man ihnen ein bisschen an.

ESC 2019: Jury vs. Publikum
TFW du sieben (7) Punkte vom Publikum bekommst. Vorlage: Eurovision/YouTube

Dafür heißt es dann auch: Hinaus aus den Top 10! Gleiches gilt für die farbenfrohe Malteserin: Ganze sechs Plätze rutscht sie ab und landet auf Platz 16.

Und auch die griechische Nasalsängerin näselt sich auf Publikumswunsch vom vorderen ins hintere Mittelfeld. Dort kann sie dann weiter Blumenfechtball (ist das olympisch?) spielen.

Beobachtungen

Irgendwie kam ich mir dieses Jahr so bevormundet vor. Kein Wunder bei Titeln wie “Say Na Na Na”, “Wake up”, “Look Away”, “Run with the Lions”, und “Stay”, oder wenn Laserroboter-Chingiz immer “Shut up!” schreit.

Wie bereits 2015 erhalten Deutschland (im Finale) und Österreich (im Halbfinale) 0 Punkte vom Publikum – the dream team is back würde ich sagen!

Hey, hey! Wisst ihr noch, wie sie ständig die Punktevergabe überarbeitet haben, weil sie so lange dauert? Wikipedia äußert sich zu diesem Thema wie folgt:

Mit einer Länge von 4:10 Stunden war das Finale das längste in der Geschichte des ESC.

Quelle: Internet/Wikipedia

Während es in den verganenen Jahren ein, zwei klare Sieger gab, ging es dieses Jahr in den oberen Punkträngen äußerst knapp zu. Das zeigt sich schon daran, dass der Beitrag mit den meisten Publikumsstimmen in der Gesamtwertung nur auf Rang 5 landet, der mit den meisten Jurystimmen gar auf Rang 6. Zum Vergleich: Ein Salvador Sobral hatte 2017 sowohl die meisten Jury- als auch Publikumsstimmen, und somit auch 266 Gesamtstimmen mehr als der Niederländer dieses Jahr.

Ach, und:

  1. Jurys, das sind fünf von der jeweiligen Rundfunkanstalt ausgewählte Clowns, deren Fantasiebewertung 50 % der vergebenen Punkte ausmacht und deren Abschaffung ich hiermit aus offensichtlichen Gründen fordere.
  2. So etwas gibt es???
  3. Obacht, das sind vier separate Links 😉

ESC 2018: Jury vs. Publikum

Wie schon 2013, 2014, 2015, 2016 und 2017 wollen wir – völlig überraschend – auch dieses Jahr einen Blick auf die detaillierten Ergebnisse des Eurovision Song Contest 2018 werfen und uns zwei Fragen widmen: Wer wurde von den Jurys abgestraft und vom Publikum nach vorn gevotet? Und bei wem ist es umgekehrt?

Die willkürlich gewählte Grenze für “signifikante” Verschiebungen liegt auch in diesem Jahr bei 5 Punkten, denn das haben wir schon immer so gemacht. Zusätzlich werden die Beiträge betrachtet, bei denen auch geringere Verschiebungen Auswirkungen auf ihr Fortkommen im Bewerb hatten.

Zur Erläuterung: Im Abschnitt “Die Jurys” betrachten wir, wie das Juryvoting sich auf die Endplatzierung eines Beitrags im Vergleich zum reinen Publikumsvoting ausgewirkt hat. Im Abschnitt “Das Publikum” hingegen betrachten wir, wie sich die Endplatzierung eines Beitrags durch das Publikumsvoting verbessert/verschlechtert hat im Vergleich zur Platzierung im Juryvoting.

Los geht es mit dem

1. Halbfinale

Die Jurys

up Albanien (Eugent Bushpepa – Mall) gewinnt 3 Plätze (11 ↗ 8)

down Griechenland (Gianna Terzi – Oniro Mou) verliert 4 Plätze (10 ↘ 14)

Lederriemen-Eugen in Skinny Jeans findet bei den Juries Anklang und wird von ihnen ins Finale gehievt.

Nicht so gut ergeht es Gianna “Last Woman Standing” Terzi: Sie wird zusammen mit ihren Ann-Sophie-Gedächtnisscheinwerfern aus den Top 10 geworfen und darf nicht im Finale mitsingen.

Das Publikum

up Finnland (Saara Aalto – Monsters) gewinnt 5 Plätze (15 ↗ 10)

up Litauen (Ieva Zasimauskaitė – When We’re Old) gewinnt 2 Plätze (11 ↗ 9)

down Albanien (Eugent Bushpepa – Mall) verliert 5 Plätze (3 ↘ 8)

down Belgien (Sennek – A Matter of Time) verliert 4 Plätze (8 ↘ 12)

down Schweiz ( ZiBBZ – Stones) verliert 3 Plätze (10 ↘ 13)

Messerwurf ohne Messer (Finnland) schafft es dank Publikumszuspruch noch ins Finale, ebenso wie die litauische Sängerin, die zunächst das halbe Lied lang auf der Bühne hockt, bevor sie am Ende ihren Mann auf der Brücke trifft. Die Welt ist klein.

Nicht so gut kommen hingegen an: Lederriemen-Eugent, Wo-waren-Sie-gestern-Nacht-zwischen-zwei-und-vier-Uhr-Sennek und das Pyro-Pärchen aus der Schweiz. Die letzten beiden Beiträge verlieren dadurch ihr Finalplätzchen.

ESC 2018: Jury vs. Publikum

“Wer hat das Licht angemacht? Bin ich schon dran?”

Lustig. Fahren wir fort mit dem

2. Halbfinale

Die Jurys

up Malta (Christabelle – Taboo) gewinnt 5 Plätze (18 ↗ 13)

up Niederlande (Waylon – Outlaw in ’Em) gewinnt 5 Plätze (12 ↗ 7)

down Ungarn (Mélovin – Under the Ladder) verliert 5 Plätze (5 ↘ 10)

down Polen (Gromee feat. Lukas Meijer – Light Me Up) verliert 4 Plätze (10 ↘ 14)

Ob es die vier Videowände auf der Bühne waren oder die Tatsache, dass Christabelle vor dem Auftritt ihre Arme zur Hälfte in Goldfarbe getaucht hatte – die Juries fanden es toll. Für das Finale gereicht hat es dennoch nicht. Kid Rock für Arme aus den Niederlanden konnten die Jury-Punkte hingegen den Finaleinzug sichern.

Den schafft auch der Ungar mit dem Trickklavier ganz knapp, auch wenn die Jurymitglieder offensichtlich eher Angst vor ihm haben. Der polnische Wellen-DJ und sein schiefer Sänger verpassen durch die Jurywertung das Finale.

Das Publikum

up Dänemark (Rasmussen – Higher Ground) gewinnt 7 Plätze (12 ↗ 5)

up Ungarn (AWS – Viszlát Nyár) gewinnt 3 Plätze (13 ↗ 10)

up Serbien (Sanja Ilić & Balkanika – Nova deca) gewinnt 2 Plätze (11 ↗ 9)

down Lettland (Laura Rizzotto – Funny Girl) verliert 6 Plätze (6 ↘ 12)

down Malta (Christabelle – Taboo) verliert 8 Plätze (5 ↘ 13)

down Rumänien (The Humans – Goodbye) verliert 3 Plätze (8 ↘ 11)

Das Publikum setzt die dänischen Zwerge auf Platz eins und ermöglicht ihnen damit den sicheren Einzug ins Finale. Ebenfalls durch die Publikumsstimme erreichen das Finale die ungarischen Schreihälse und der serbische Beitrag mit den Haremsassoziationen.

Regelrecht aus dem Finale katapultiert hingegen werden das not-so-funny Girl aus Lettland und die Halbgoldhände aus Malta. Die Rumänen folgen auf dem Fuße, verabschieden sich aber auch anständig (und haben zum Glück ihre Schaufensterpuppen mitgenommen).

Somit haben wir alle 26 Beiträge für das Finale zusammen!

Finale

Hype.

Die Jurys

up Albanien (Eugent Bushpepa – Mall) gewinnt 7 Plätze (18 ↗ 11)

up Australien (Jessica Mauboy – We Got Love) gewinnt 6 Plätze (26 ↗ 20)

up Österreich (Cesár Sampson – Nobody but You) gewinnt 10 Plätze (13 ↗ 3)

up Schweden (Benjamin Ingrosso – Dance You Off) gewinnt 16 Plätze (23 ↗ 7)

down Ungarn (AWS – Viszlát Nyár) verliert 6 Plätze (15 ↘ 21)

down Serbien (Sanja Ilić & Balkanika – Nova deca) verliert 7 Plätze (12 ↘ 19)

down Ukraine (Mélovin – Under the Ladder) verliert 10 Plätze (7 ↘ 17)

Weiterhin sind die Juries Fans von Lederriemen-Eugent. Jessica-pointing-at-things Mauboy kommt ebenfalls besser bei den Juries an als beim Publikum, welches sie auf den letzten Platz gesetzt hätte. Auf den dritten Platz hieven die Juries Cesár Sampson, dem sie direkt den Sieg geschenkt hätten, gäbe es da nicht dieses nervige Publikum. Cyber-Benni aus Schweden wäre ohne Jurypunkte auf dem 23. Platz gelandet, mit dem zweiten Platz nach Jurypunkten erreicht er immerhin noch die Top Ten.

Nicht so toll finden die Juries die brüllenden Ungarn und den alten Flöter aus Serbien. Den Vampir mit dem Trickklavier werfen die Juries sogar aus den Top Ten. Gemein!

Das Publikum

up Tschechien (Mikolas Josef – Lie to Me) gewinnt 9 Plätze (15 ↗ 6)

up Dänemark (Rasmussen – Higher Ground) gewinnt 12 Plätze (21 ↗ 9)

up Italien (Ermal Meta & Fabrizio Moro – Non mi avete fatto niente) gewinnt 12 Plätze (17 ↗ 5)

up Ukraine (Mélovin – Under the Ladder) gewinnt 9 Plätze (26 ↗ 17)

down Australien (Jessica Mauboy – We Got Love) verliert 8 Plätze (12 ↘ 20)

down Bulgarien (Equinox – Bones) verliert 5 Plätze (9 ↘ 14)

down Frankreich (Madame Monsieur – Mercy) verliert 5 Plätze (8 ↘ 13)

down Niederlande (Waylon – Outlaw in ’Em) verliert 5 Plätze (13 ↘ 18)

down Spanien (Alfred y Amaia – Tu canción) verliert 5 Plätze (18 ↘ 23)

down Schweden (Benjamin Ingrosso – Dance You Off) verliert 5 Plätze (2 ↘ 7)

Dem Publikum gefällt: Powackler (Tschechien), Zwerge (Dänemark), multilingualer On-Screen-Text (Italien) und natürlich der Tricksarg.

Nicht gefallen tun dem Publikum hingegen Jessica-pointing-at-things, die bulgarische Lady Gaga für Arme, französische Schulterpolster mit Turnschuhen, Gaylon Waylon und spanische Teppichmuster, aber als Anzug. Cyber-Benni schneidet auch nicht so gut ab, vermutlich weil er zweimal gleich gezwinkert hat.

Besonderheiten

Aserbaidschan nicht im Finale. Russland nicht im Finale! Was war da los? Nun ja: Weder die Juries noch das Publikum sah diese Beiträge im Finale. Machste nix.

Ansonsten hat man sich das Finale in etwa so vorzustellen:

Juries: “Österreich! Was für ein Typ! Geil geil geil! Sieger 2018!”
Publikum: “Ääääh. Nein. Israel gewinnt. Hier, Österreich kriegt Platz 13.”

Juries: “Menno! Aber Schweden. Megagut! Definitiv Platz zwei!”
Publikum: “Mehr als Platz 23 ist nicht drin, sorry.”

Juries: “Hm nagut. Aber Ukraine! Geht gar nicht. Letzter Platz, definitiv.”
Publikum: “DER JUNGE HAT EIN TRICK-KLAVIER ABER HALLO! DER GEHÖRT IN DIE TOP TEN!”

Bleibt zu sagen:

Mehr

ESC 2017: Jury vs. Publikum

Wie schon 2013, 2014, 2015 und 2016 wollen wir auch dieses Jahr einen Blick auf die detaillierten Ergebnisse des Eurovision Song Contest 2017 werfen und uns zwei Fragen widmen: Wer wurde von den Jurys abgestraft und vom Publikum nach vorn gevotet? Und bei wem ist es umgekehrt?

Die willkürlich gewählte Grenze für “signifikante” Verschiebungen liegt auch in diesem Jahr bei 5 Punkten, denn das haben wir schon immer so gemacht. Zusätzlich werden die Beiträge betrachtet, bei denen auch geringere Verschiebungen Auswirkungen auf ihr Fortkommen im Bewerb hatten.

Zur Erläuterung: Im Abschnitt “Die Jurys” betrachten wir, wie das Juryvoting sich auf die Endplatzierung eines Beitrags im Vergleich zum reinen Publikumsvoting ausgewirkt hat. Im Abschnitt “Das Publikum” hingegen betrachten wir, wie sich die Endplatzierung eines Beitrags durch das Publikumsvoting verbessert/verschlechtert hat im Vergleich zur Platzierung im Juryvoting.

Los geht es mit dem

1. Halbfinale

Die Jurys

up Australien (Isaiah – Don’t Come Easy) gewinnt 9 Plätze (15 ↗ 6)

up Tschechien (Martina Bárta – My Turn) gewinnt 5 Plätze (18 ↗ 13)

down Finnland (Norma John – Blackbird) verliert 2 Plätze (10 ↘ 12)

down Montenegro (Slavko Kalezić – Space) verliert 5 Plätze (11 ↘ 16)

Der kleine Australier in der viel zu großen Kleidung wird von den Juries ins Finale gehievt. Ob sie ihm damit unbedingt eine Freude gemacht haben, sehen wir später noch. Kupferanzug-Martina finden sie auch ganz toll, aber für sie reicht es leider nicht.

Die finnische Amsel mit der Magenverstimmung kann die Juries nicht überzeugen und wird von ihnen aus dem Finale gekickt. Auch der abgespacte Haarzopfhelikoptermann aus Montenegro kann sie irgendwie nicht betören. Unglaublich!

Doch hören wir mal, was

Das Publikum

so meint.

up Belgien (Blanche – City Lights) gewinnt 9 Plätze (13 ↗ 4)

up Polen (Kasia Moś – Flashlight) gewinnt 2 Plätze (11 ↗ 9)

down Georgien (Tamara Gatschetschiladse – Keep the Faith) verliert 3 Plätze (8 ↘ 11)

down Tschechien (Martina Bárta – My Turn) verliert 6 Plätze (7 ↘ 13)

Das Publikum hat offenbar ein sehr großes Herz für verängstigte minderjährige Belgierinnen. Warum sie sie dann zwingen, im Finale noch einmal aufzutreten, versteht wohl niemand. Polen hingegen setzt nach 2014 offenbar zum zweiten Mal auf große Oberweite gepaart mit phallischer Symbolik, um dem Publikum Punkte zu entlocken – erfolgreich genug für den Finaleinzug.

Nicht so gut ergeht es hingegen Georgien und Tschechien: Sie werden vom Publikum unerbittlich in die unteren Ränge gekickt und dürfen das Finale nur von den billigen Plätzen aus mitverfolgen. Und wieder einmal sind sich Juries und Publikum uneins, ob der Tschechische Beitrag ins Finale gehört. Das häuft sich ja, gell.

Blicken wir geschwind auf das

2. Halbfinale

Die Jurys

up Niederlande (O’G3NE – Lights and Shadows) gewinnt 5 Plätze (9 ↗ 4)

up Österreich (Nathan Trent – Running on Air) gewinnt 7 Plätze (14 ↗ 7)

up Dänemark (Anja Nissen – Where I Am) gewinnt 6 Plätze (16 ↗ 10)

down Schweiz (Timebelle – Apollo) verliert 2 Plätze (10 ↘ 12)

down Estland (Koit Toome & Laura – Lost in Verona) verliert 8 Plätze (6 ↘ 14)

Die Juries finden Synchronschnipsen, den Mann im Mond und eine Frau mit kurzen Beinen geil. Dieses seltsame Fetischkonglomerat verschafft immerhin Österreich und Dänemark den Finaleinzug gegen den Willen des Publikums. Gekickt werden hingegen eine Wendeltreppe ins Nichts (knapp) sowie die touristische Erscheinung aus Estland (nicht ganz so knapp).

Das Publikum

up Ungarn (Joci Pápai – Origo) gewinnt 5 Plätze (7 ↗ 2)

up Rumänien (Ilinca feat. Alex Florea – Yodel It!) gewinnt 9 Plätze (15 ↗ 6)

up Kroatien (Jacques Houdek – My Friend) gewinnt 5 Plätze (13 ↗ 8)

down Dänemark (Anja Nissen – Where I Am) verliert 5 Plätze (5 ↘ 10)

down Serbien (Tijana Bogićević – In Too Deep) verliert 1 Plätzle (10 ↘ 11)

down Malta (Claudia Faniello – Breathlessly) verliert 8 Plätze (8 ↘ 16)

Was sagen wir zu Ungarn? Genau:

DIE JURIES WOLLTEN RUMÄNIEN NICHT INS FINALE LASSEN! SCHAFFT DIE SCHÜRIES AB!!! EIN HOCH AUF DAS PUBLIKUM!!!

Oh, die Juries wollten Kroatien nicht ins Finale lassen. Behaltet die Juries! Buuh, Publikum!

Kurzbeinige Austro-Däninnen, pardon, Australio-Däninnen sind beim Publikum dagegen nicht so angesagt. Und weiße Kleider werden gnadenlos aus den Finalrängen gekickt, egal ob mit oberkörperfreiem Tänzer (Serbien) oder ohne oberkörperfreiem Tänzer (Malta).

Finalööö, Oh-oh!

Die Jurys

up Australien (Isaiah – Don’t Come Easy) gewinnt 16 Plätze (25 ↗ 9)

up Norwegen (Jowst feat. Aleksander Walmann – Grab the Moment) gewinnt 5 Plätze (15 ↗ 10)

up Niederlande (O’G3NE – Lights and Shadows) gewinnt 8 Plätze (19 ↗ 11)

up Vereinigtes Königreich (Lucie Jones – Never Give Up on You) gewinnt 5 Plätze (20 ↗ 15)

up Österreich (Nathan Trent – Running on Air) gewinnt 10 Plätze (26 ↗ 16)

down Zypern (Hovig – Gravity) verliert 7 Plätze (14 ↘ 21)

down Polen (Kasia Moś – Flashlight) verliert 10 Plätze (12 ↘ 22)

down Ukraine (O.Torwald – Time) verliert 7 Plätze (17 ↘ 24)

Erneut schieben die Juries den Jungen mit der Mundharmonika mit den viel zu großen Schuhen gegen den Willen des Publikums in die Top 10. Selbiges passiert mit den Kill-kill-kill-kill-Cyber-Norwegern.

Wer ist eigentlich dieser Wilson Philips, von dem alle Kommentatoren reden? Der erklärt jedenfalls offenbar, warum die Niederlande so gepusht werden. Oder liegt es doch an einer Vorliebe für Gold und Glitzer? Davon profitierte auch das Vereinigte Königreich. Die Österreichische Urheberrechtsverletzung schließlich bekommt von den Juries 93 Punkte und schiebt sich damit vor auf einen soliden Platz 16 – mehr Punkte gab es dann aber an jenem Abend nicht mehr für die Alpenrepublik1. Laterne, Laterne!

Nicht so geil finden die Juries offenbar eine neue Interpretation von Linedance (Zypern), Polinnen mit Hunden und einen

Höhöhöhö. Sie alle leiden unter der Jurywertung.

Doch kommen wir nun zum wichtigsten Akteur des gesamten Bewerbs: Menschen des Eurovisionsgebiets.

Das Publikum

up Moldawien (SunStroke Project – Hey Mamma) gewinnt 5 Plätze (8 ↗ 3)

up Belgien (Blanche – City Lights) gewinnt 5 Plätze (9 ↗ 4)

up Rumänien (Ilinca feat. Alex Florea – Yodel It!) gewinnt 7 Plätze (14 ↗ 7)

up Ungarn (Joci Pápai – Origo) gewinnt 9 Plätze (17 ↗ 8)

up Frankreich (Alma – Requiem) gewinnt 7 Plätze (19 ↗ 12)

up Kroatien (Jacques Houdek – My Friend) gewinnt 9 Plätze (22 ↗ 13)

down Australien (Isaiah – Don’t Come Easy verliert 5 Plätze (4 ↘ 9)

down Niederlande (O’G3NE – Lights and Shadows verliert 6 Plätze (5 ↘ 11)

down Vereinigtes Königreich (Lucie Jones – Never Give Up on You verliert 5 Plätze (10 ↘ 15)

down Österreich (Nathan Trent – Running on Air verliert 5 Plätze (11 ↘ 16)

down Dänemark (Anja Nissen – Where I Am verliert 7 Plätze (13 ↘ 20)

Die Juries haben zwar etwas gegen gute Laune, aber das Publikum lässt sich davon nicht beirren und schiebt Moldawien in die Top 3! Darauf ein Party-GIF.

ESC 2017: Jury vs. Publikum

In Eurovision Moldova, sax plays you!

Von der Partystimmung profitiert ebenfalls Belgien… OK, nein, aber das Publikum hat immer noch ein Herz für verängstigte Minderjährige. Party aber bei Jodel-Rumänien (Yodele yodeleioo), dem Ungarn, der sich extra fürs Finale mal ein anderes Jäckschen angezogen hat, der Französin mit Eiffelturm im Hintergrund (wenn auch nicht durchgehend) und dem Kroaten, dessen Frosch im Hals auch noch halbwegs singen kann. Bei den beiden erstgenannten reicht es sogar für eine Top-10-Platzierung. Yay! Yodel-yay.

In der Reihe der Beiträge, die durch das Publikum abgestraft werden, finden wir vor allem alte Bekannte. Australien, Niederlande und Vereinigtes Königreich haben Beiträge, bei denen die Meinungen von Jury und Publikum so stark divergieren, dass sie direkt in beiden Aufzählungen auftauchen – an dieser Stelle als Verlierer. Dass 0 Publikumspunkte Österreich nur 5 Ränge abstürzen lassen, ist ja eigentlich skandalös, gell. Und die australische Dänin hat es immer noch nicht in die Publikumsgunst geschafft, landet aber unfairerweise noch weit hinter ihrem Landsmann.

Fazit

Kommen wir zur Gretchenfrage:

Sven, was hältst du vom Gewinner?

Lassen wir hier eine Teilnehmerin sprechen:

ESC 2017: Jury vs. Publikum

Gut, das ist jetzt auch fies, auf einzelnen Frames sieht man selten gut aus.
Quelle: Internet

Es ist ja folgendermaßen: Lordi fand ich damals schrecklich, Loreen fand ich damals schrecklich, Måns Zelmerlöw fand ich damals schrecklich schleimig, Jamala fand ich damals schrecklich. An alle habe ich mich gewöhnt. Über den Sieg von Salvador Sobral mit diesem 30er-Jahre-Disney-Hintergrundgedudel habe ich mich ebenfalls herrlich aufgeregt. Aber auch daran werde ich mich voraussichtlich gewöhnen.

Bis zum nächsten Jahr läuft jedoch das hier in Dauerschleife:

  1. Ich sollte mal mein Synonymwörterbuch durch eine neuere Ausgabe ersetzen.