Bahnhof Füssen erstrahlt in neuem Glanz

Fast zehn Jahre nach dem Stadtratsbeschluss zum Abriss und Neubau des Füssener Bahnhofsgebäudes lässt sich die neue Konstruktion nun in ihrer ganzen Pracht bestaunen.

Vorausgegangen war ein jahrelanges Ringen um die Neugestaltung des Bahnhofsgebäudes und des es umgebenden Geländes. So waren Abriss und Neubau ursprünglich mit einer veränderten Verkehrsführung verknüpft gewesen, die Teile des angrenzenden von-Freyberg-Parks durchstochen hätte. Dies hatte wiederum ein Aktionsbündnis auf den Plan gerufen, das die dort stehenden Bäume mit “Ich muss störben!”-Plakaten schmückte.

Dies alles ist Vergangenheit, und nachdem die Marktoberdorfer Hubert Schmid Bauunternehmen GmbH das Gelände erworben hatte, ging die Umgestaltung für Füssener Verhältnisse recht schnell vonstatten.

Der Bahnhof Füssen ist mit dem angeschlossenen Busbahnhof während der Schulzeit täglich Umschlagplatz für mehrere hundert Schülerinnen und Schüler. Außerdem steigt dort eine Vielzahl japanischer Touristen von der Regionalbahn in die Busse Richtung Königsschlösser um.

Das neue Bahnhofsgelände bietet dem Betrachter nun eine Mischung aus moderner Kunst und ingenieurischer Effizienz. Der eigentliche Bahnhofsbereich ist minimalistisch gehalten und bietet mit seiner modern anmutenden Überdachung doch mehr Schutz vor Regen als die zuvor vorhandene Dachkonstruktion. In seinem Umfeld befindet sich eine Kunstinstallation des Erkenbollinger Künstlers Ignaz K., die den Betrachter einlädt, “über die Vergänglichkeit des menschlichen Seins und die Badetemperatur des Forggensees” nachzudenken, so der Künstler bei der feierlichen Eröffnung. Die Installation befinde sich im steten Wandel, “was ja au zur heutigen Zeit passt, gell”, erklärte K. weiter.

Die Kunstinstallation am Bahnhof Füssen kann derzeit nur von einem ausgewählten Kreis an Experten besichtigt werden. Für die Zukunft ist geplant, auch dem niederen Volk den Zutritt zu ermöglichen. “Aber da miaß mer no einigs dau, damit sich koaner was duat”, so Ignaz K. abschließend.

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Blick durch die Kunstinstallation hindurch auf den eigentlichen Gleisbereich.

Technisch einwandfrei

Vor zwei Monaten habe ich implizit erklärt, weshalb es normalerweise nicht so wichtig ist, bei Fachschaftswahlen wählen zu gehen.

Heute möchte ich darauf eingehen, weshalb es gerade dann wichtig ist, dass diese Wahlen ordnungsgemäß durchgeführt werden.

Wie bereits beschrieben sieht das Ergebnis von Fachschaftswahlen an der Uni Bonn meist so aus, dass die gewählten Personen sich zuvor als Mitglieder derselben Liste zur Wahl beworben haben. Diese Listen entstehen oft so, dass sich ein oder zwei Personen aus der Fachschaft bereit erklären, von allen Interessierten die benötigten Daten zu sammeln und dann als Liste einzureichen. Wahlprogramme, wie wir sie von der SP-Wahl kennen, gibt es seltenst.

In dieser familiären Fachschafts-Atmosphäre besteht dann natürlich die Gefahr, dass man es mit den Regeln “nicht so genau nimmt”, weil die Wahlen nur lästige Pflicht sind und man niemandem Unannehmlichkeiten bereiten möchte.

Das mag eine Weile lang auch gut gehen, allerdings kommt ziemlich sicher der Punkt, an dem das zu Problemen führt: Entweder schneit von extern eine Wahlprüfung ins Haus, die die gesamte Wahl dann aufgrund von Formalien fachgerecht zerhäckselt, oder von extern wird eine zweite Wahlbewerbung1 eingereicht. Letztere Erfahrung durfte die Fachschaft Mathematik bei ihrer letzten Fachschaftswahl machen, und wie man hört war man ganz aufgeregt darüber, dass Personen nicht auf einer Einheitsliste antreten, sondern ihre eigene Liste einreichen wollten. Und das auch getan haben.

Nur: Wenn man glaubt, eine Wahl nicht nach den offiziellen Regeln durchführen zu müssen, sondern so, wie man meint, dass es “schon immer so gemacht” wurde, dann ist das nicht mehr demokratisch, sondern bestenfalls Klüngelei. Und eine durch eine solche Wahl gewählte Fachschaftsvertretung kann sich dann auch nicht mehr hinter einer möglicherweise hohen Wahlbeteiligung verstecken. Sie ist nicht durch ein ordentliches Wahlverfahren demokratisch legitimiert.

Denn nur, wenn die Regeln einer Wahl allgemein anerkannt2 und schriftlich öffentlich verfügbar sind, und dann auch von Wahlausschuss und Wahlleiter so umgesetzt werden, kann von einem demokratischen Wahlverfahren gesprochen werden. Etwas anderes würde die Gruppe bevorzugen, die mit dem “Wahlverfahren” vertraut ist, und externe Bewerbungen benachteiligen.

Ungleichbehandlung von Kandidierenden schließlich ist etwas, was man als Wahlausschuss unter allen Umständen vermeiden möchte. Und am effektivsten gewährleistet man dies, indem man die Wahlordnung strikt anwendet.

Es folgt: Nur eine ordnungsgemäß durchgeführte Wahl ist eine demokratische Wahl.

  1. Bei einer “Wahlbewerbung” handelt es sich übrigens um eine Listenbewerbung, die 1 oder mehrere Personen enthält
  2. Allgemein anerkannt = vom höchsten Beschlussorgan der Studierendenschaft (Studierenenparlament) beschlossen und in der AKUT veröffentlicht

Leih der Uni dein Gesicht

Wie die Uni Bonn Bilder für ihre Öffentlichkeitsarbeit bekommt

Manchen mag es schon aufgefallen sein: Ich suche in letzter Zeit ab und zu den Header der Uniwebseite heim.

hauptseite

Etwa alle drei Jahre sucht die Uni Bonn studentische Fotomodelle für Bilder, die sie für ihre Öffentlichkeitsarbeit herstellen lässt. 2008 und 2011 fand so eine Aktion statt, und auch 2015 sollten turnusmäßig wieder neue Modelle gefunden und neue Bilder gemacht werden.

Da mir Charlotte bereits des Öfteren von ihrer Mitwirkung an diesem Projekt 2011 vorgeschwärmt hatte, war für mich natürlich klar, dass ich mich bei dieser Gelegenheit mit einem aussagekräftigen Foto bewerben würde, auf dem ich mein bezauberndstes Grinsen präsentiere.

Ich wurde dann auch eingeladen, was aber vermutlich weniger an meinem bezaubernden Grinsen lag, sondern eher daran, dass man an einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis interessiert war.

Zur Auswahl standen drei Termine, in die wir uns per Doodle-Umfrage selbst einteilten. Pro Tag waren 15 Plätze vorgesehen. Zunächst durften wir einen Termin wählen, und nach ein paar Tagen noch die frei gebliebenen Plätze auffüllen.

Die beiden Termine zu denen ich ging liefen recht gleich ab. Ich vermute stark, dass es am dritten Termin nicht anders war. Die studentischen Models trafen sich frühmorgens um 8 mit den Fotografinnen und Fotografen und den Verantwortlichen des Dezernats für Hochschulkommunikation im Gebäude des Studentensekretariats. Dort wurde erklärt, wofür die ganze Aktion gut war (Fotos bekommen), weshalb sie regelmäßig durchgeführt wird (die alten Gesichter sind irgendwann “verbraucht”), und worauf bei den Bildern zu achten war, erklärte noch eine Mitarbeiterin der Gleichstellungsbeauftragten: Die Bilder sollten in Komposition und Postur keine klischeehaften Rollenbilder transportieren und das Geschlechterverhältnis sollte auf den Bildern nach Möglichkeit auch ausgeglichen sein. Die Fotografin und der Fotograf mit denen ich an den beiden Tagen unterwegs war waren vom letzten Punkt offensichtlich nicht ganz überzeugt, versuchten aber, ihn umzusetzen.
Jeweils 5 Modells wurden einer Kamera und -Begleitperson zugeteilt. Dann bewegten sich die Gruppen zu ihren Fotolocations. Bis etwa 12 Uhr wurden Bilder geschossen, und das war’s dann für den Tag.

Mein erster Termin war ein Freitag, es sollte sehr heiß werden, ich hatte eine lange Hose angezogen und war mit dem Fahrrad gekommen. Trotzdem bin ich bis zum Ende um 12 Uhr nicht eingegangen. Meine Gruppe, bestehend vor allem aus internationalen Studierenden, lief nach der Einführung vom Studentensekretariat zum Uni-Hauptgebäude und schoss dort einige Motive. Hierhin stellen/setzen/legen, dorthin laufen, bitte nochmal rauf, bitte nochmal runter, bitte noch eine Runde, klick klick klick. Und natürlich durften wir stets angeregte Gespräche simulieren. Nach vier Stunden sagen wir auch einfach nur noch “Talk talk talk, talk talk talk!” – sieht auf den Bildern ja hoffentlich niemand.

Mein zweiter Termin war in der Woche darauf am Freitag, und für einige studentische Models war das ebenfalls der zweite Termin, so dass einige schon recht gut Bescheid wussten, was von ihnen verlangt wurde. Mit einem anderen Fotografen ging es für meine Gruppe wieder Richtung Hauptgebäude, allerdings von dort direkt weiter zum akademischen Kunstmuseum und dann noch zur Mensa Nassestraße. Klick klick, joa passt, weiter geht’s.

Was hab ich jetzt davon?

An beiden Tagen gab es auf Kosten der Universität einen Snack und ein Getränk aus dem cafe unique bzw. dem cafeleven als Verpflegung. Die waren sehr fein. Außerdem zahlte die Uni uns 10 € pro Stunde. (Das ist mehr, als eine SHK an der Uni Bonn bekommt.) Und vor allem wird in den nächsten 3 Jahren höchstwahrscheinlich mein Gesicht hier und da auf Uni-Materialien auftauchen. Und wenn man die Leute kennt, die da drauf sind, dann ist das meist sehr lustig.

Oh, und ich darf die Bilder, auf denen ich drauf bin, auch privat verwenden. Das hier zum Beispiel, das es offenbar mit sehr tollen Gesichtsausdrücken in die Endauswahl geschafft hat.

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Foto: Meike Böschemeyer/Uni Bonn