Technisch einwandfrei

Vor zwei Monaten habe ich implizit erklärt, weshalb es normalerweise nicht so wichtig ist, bei Fachschaftswahlen wählen zu gehen.

Heute möchte ich darauf eingehen, weshalb es gerade dann wichtig ist, dass diese Wahlen ordnungsgemäß durchgeführt werden.

Wie bereits beschrieben sieht das Ergebnis von Fachschaftswahlen an der Uni Bonn meist so aus, dass die gewählten Personen sich zuvor als Mitglieder derselben Liste zur Wahl beworben haben. Diese Listen entstehen oft so, dass sich ein oder zwei Personen aus der Fachschaft bereit erklären, von allen Interessierten die benötigten Daten zu sammeln und dann als Liste einzureichen. Wahlprogramme, wie wir sie von der SP-Wahl kennen, gibt es seltenst.

In dieser familiären Fachschafts-Atmosphäre besteht dann natürlich die Gefahr, dass man es mit den Regeln “nicht so genau nimmt”, weil die Wahlen nur lästige Pflicht sind und man niemandem Unannehmlichkeiten bereiten möchte.

Das mag eine Weile lang auch gut gehen, allerdings kommt ziemlich sicher der Punkt, an dem das zu Problemen führt: Entweder schneit von extern eine Wahlprüfung ins Haus, die die gesamte Wahl dann aufgrund von Formalien fachgerecht zerhäckselt, oder von extern wird eine zweite Wahlbewerbung1 eingereicht. Letztere Erfahrung durfte die Fachschaft Mathematik bei ihrer letzten Fachschaftswahl machen, und wie man hört war man ganz aufgeregt darüber, dass Personen nicht auf einer Einheitsliste antreten, sondern ihre eigene Liste einreichen wollten. Und das auch getan haben.

Nur: Wenn man glaubt, eine Wahl nicht nach den offiziellen Regeln durchführen zu müssen, sondern so, wie man meint, dass es “schon immer so gemacht” wurde, dann ist das nicht mehr demokratisch, sondern bestenfalls Klüngelei. Und eine durch eine solche Wahl gewählte Fachschaftsvertretung kann sich dann auch nicht mehr hinter einer möglicherweise hohen Wahlbeteiligung verstecken. Sie ist nicht durch ein ordentliches Wahlverfahren demokratisch legitimiert.

Denn nur, wenn die Regeln einer Wahl allgemein anerkannt2 und schriftlich öffentlich verfügbar sind, und dann auch von Wahlausschuss und Wahlleiter so umgesetzt werden, kann von einem demokratischen Wahlverfahren gesprochen werden. Etwas anderes würde die Gruppe bevorzugen, die mit dem “Wahlverfahren” vertraut ist, und externe Bewerbungen benachteiligen.

Ungleichbehandlung von Kandidierenden schließlich ist etwas, was man als Wahlausschuss unter allen Umständen vermeiden möchte. Und am effektivsten gewährleistet man dies, indem man die Wahlordnung strikt anwendet.

Es folgt: Nur eine ordnungsgemäß durchgeführte Wahl ist eine demokratische Wahl.

  1. Bei einer “Wahlbewerbung” handelt es sich übrigens um eine Listenbewerbung, die 1 oder mehrere Personen enthält
  2. Allgemein anerkannt = vom höchsten Beschlussorgan der Studierendenschaft (Studierenenparlament) beschlossen und in der AKUT veröffentlicht

Die anderen Wahlen

Über Wahlen kann man in diesem Blog wahrlich viel lesen. Doch bislang ging es dabei immer um die Wahlen zum Studierendenparlament und den universitären Gremien oder die Bundestagswahl.

Die andere Art von Wahlen, die jährlich in großer Zahl an unserer schönen Universität durchgeführt werden, habe ich fast gar nicht thematisiert: Die Fachschaftswahlen.

Das ändert sich mit diesem Beitrag1.

Ja, auch Fachschaften führen Wahlen durch. Jede Fachschaft ihre eigene. Jedes Jahr eine. Dabei wird die Fachschaftsvertretung gewählt, deren Hauptaufgabe es dann ist, einen Fachschaftsrat zu wählen. Oft entsendet die Fachschaftsvertretung ebenfalls studentische Mitglieder in Institutsgremien.

Wenn eine Fachschaft winzig klein ist, kann sie auch den Fachschaftsrat direkt wählen.

Fachschaftswahlen unterscheiden sich sehr grundlegend von SP-Wahlen: Der Kreis der Wahlberechtigten ist sehr viel kleiner und nicht so weit über die Stadt verteilt, weshalb es normalerweise nur eine oder manchmal auch zwei Urnen gibt, die ggf. zwischen mehreren Standorten hin und her wechseln.  Es bewirbt sich oft auch nur eine einzige Liste, die dann “Fachschaftsaktive” oder so heißt, und dann kommt eine Sonderregel der Fachschaftswahlordnung zum tragen: Die Listenwahl wird durch eine Personenwahl ersetzt und es ist erlaubt, die Stimme für Wahlberechtigte abzugeben, die sich nicht einmal beworben haben müssen2. So habe ich es übrigens auch in den letzten Jahren in die Fachschaftsvertretung geschafft, obwohl ich als Wahlausschussmitglied nicht aktiv antreten durfte.

Fachschaftsarbeit ist auch mehr ergebnisorientiert denn politisch motiviert, und daher ist es meist drittrangig, wer denn nun aus dem Kreis “Fachschaftsaktiver” im Ergebnis die Plätze in Fachschaftsvertretung und Fachschaftsrat besetzt – wer etwas tun will, kann sich einfach einbringen, ob nun gewählt oder nicht. Das heißt nicht, dass das im AStA oder im Studierendenparlament sehr viel anders wäre, auch dort können “einfache” Studierende einfach mitmachen bzw. haben Antragsrecht. Die Themen, um die es in der Fachschaftsarbeit geht, sind aber oft einfach näher am eigenen Studium3.

In den letzten beiden Jahren habe ich an Fachschaftswahlen wie bereits erwähnt als Mitglied des Wahlausschusses teilgenommen. Nun darf man als Mitglied des Fachschaftsrats oder der Fachschaftsvertretung nicht gleichzeitig in den Wahlausschuss gewählt werden, weil die Fachschaftswahlordnung das (noch4)  verbietet. Also bin ich jeweils kurz vorher zurückgetreten, um dann in den Wahlausschuss gewählt werden zu können.

In diesem Jahr allerdings bin ich auf dem Posten des Fachschaftsratsvorsitzenden gelandet, und wenn der zurücktritt, muss man einen neuen wählen. Das wäre so kurz vor der Wahl total nervig gewesen. Außerdem haben wir auch ohne mich einen kompetenten5 Wahlausschuss zusammenbekommen.

Das heißt also: In diesem Jahr spricht für mich nichts dagegen, für die Wahl zu kandidieren. Meine erste Wahl als Kandidat! Wie aufregend! Sonst kenn ich ja immer nur die andere Seite.

(Kurzer Einschub: Wie viele Informatiker braucht man, um eine Wahlbewerbung einzureichen? Antwort: n+1)

Natürlich lasse ich es mir da nicht nehmen, eine ausgewachsene Social-Media-Kampagne inklusive Top-Slogan zu fahren.

(Also Avatar und Header-Bild zu ändern.)

Nur noch kurze Zeit!!!

Nur noch kurze Zeit!!!

Gewählt wird die neue Fachschaftsvertretung der Fachschaft Informatik von morgen (Montag) bis überübermorgen (Mittwoch) an den folgenden Wahllokalen:

Tag Zeit Ort
Mo., 22.06.2015 9:30 – 12:30 Uhr EG AVZ III Römerstraße 164, 53117 Bonn
Di., 23.06.2015 9:30 – 12:30 Uhr EG AVZ III Römerstraße 164, 53117 Bonn
Di., 23.06.2015 14:00 – 16:30 Uhr EG LBH Friedrich-Ebert-Allee 144, 53113 Bonn
Mi., 24.06.2015 9:30 – 12:30 Uhr EG AVZ III Römerstraße 164, 53117 Bonn
Mi., 24.06.2015 14:00 – 16:00 Uhr EG B-IT Dahlmannstraße 2, 53113 Bonn

Das Wahllokal in der Dahlmannstraße 2 ist dieses Jahr übrigens neu. Aber warum es das jetzt gibt, das ist eine ganz andere Geschichte.

Zum Schluss noch der obligatorische Aufruf:

Geht wählen! Am besten mich!
😉

Wahlflyer mit weiteren Infos: de en

  1. Ach!
  2. Ja, man kann das auch anders machen, liebe FS Physik, aber das ist dann halt doof. UPDATE: Stellt sich raus: kann man nicht.
  3. Ach!
  4. Es gibt Pläne, dieses Verbot aus praktischen Erwägungen abzuschaffen.
  5. zumindest bis er das Gegenteil beweist 😉

Rüngler ist zurück

Die Wahl zum 37. Bonner Studierendenparlament ist vorbei, und naturgemäß gibt es dann ein Wahlergebnis.

Nämlich dieses hier:

Liste Sitze
JUSOS 17
RCDS 11
LHG 6
LUST 6
PIRATEN 3

Im letzten Jahr hatten findige Erbsenzähler herausgefunden, dass damals eine rechnerische SP-Mehrheit aus Juso-Hochschulgruppe und Ring Christlich-Demokratischer Studenten & Unabhängige (22 von 43 Sitzen) in manchen Ausschüssen keine Mehrheit der Sitze mehr besetzen dürfte. Ich fand diese Fragestellung sehr interessant und habe mich ebenfalls eingehender damit beschäftigt.

Auch in diesem Jahr tritt das Problem (so man es denn als solches betrachtet) wieder auf. Allerdings nicht beim 5er oder beim 7er-Ausschuss, sondern lediglich beim 9er-Ausschuss:

JUSOS 4 - PIRATEN 1 - LUST 1 - LHG 1 - RCDS 2

JUSOS 4 – PIRATEN 1 – LUST 1 – LHG 1 – RCDS 2

Die SP-Minderheit aus JUSOS und PIRATEN (20 von 43 Sitzen) hätte in einem 9er-Ausschuss mit 5 von 9 Sitzen eine Mehrheit. Oder anders formuliert: Eine SP-Mehrheit aus RCDS, LHG und LUST (hihi) wäre in einem 9er-Ausschuss in der Minderheit.

Betroffen davon sind zunächst nur der Wahlausschuss und ein möglicher Urabstimmungsausschuss, die restlichen Ausschüsse besitzen nur 5 oder 7 Sitze. Natürlich kann sich das neue Studierendenparlament neue tolle Ausschüsse ausdenken und die mit 9 Sitzen ausstatten. Ob das passiert, wird sich zeigen.

Und jetzt macht mit dieser Information, was ihr wollt.