Bonn geht baden – die Bürgerentscheid-Entscheidungshilfe

Der Bürgerentscheid zum zentralen Spaß-Wasserlandbad läuft. Woohoo! Eine Abstimmung!

Für Unentschlossene und solche, die es werden möchten, bieten wir1 ab sofort einen nützlichen Service an: Die Bonn-geht-baden-Entscheidungshilfe.

Bonn geht baden – die Bürgerentscheid-Entscheidungshilfe

Klick mich, ich bin ein Link, der dich zur Entscheidungshilfe führt!

Nach der Beantwortung diverser höchst subjektiver Fragen gibt das Programm eine wissenschaftlich nicht fundierte Abstimmungsempfehlung ab. So spart man sich auch die Lektüre des doch stellenweise recht unleserlichen Abstimmungshefts. Was will man mehr!

Let’s go!

  1. Ich

Drei Tipps, wie die Stadt Bonn ihr neues Schwimmbad unabhängig vom Ausgang des Bürgerentscheids einfach bauen kann

Im Juli erhalten die rund 250.000 Bonner Abstimmungsberechtigten per Post die Abstimmungsunterlagen zum nächsten Bürgerentscheid. Abgestimmt wird diesmal über die folgende Frage:

Soll der Neubau eines Schwimmbades in Bonn-Dottendorf gestoppt werden?

Erneut geht es darum, ob in Bonn zahlreiche ranzige Stadtteilbäder stehen sollen oder ob stattdessen ein noch nicht ranziges Zentralbad entstehen soll. Wobei “zentral” hier im Sinne von geographischer Mitte zu verstehen ist, und nicht etwa im Sinne von “Innenstadt”.

Die Stadt Bonn™ jedenfalls findet das “Zentralbad” erklärtermaßen sehr gut, erboste Bonner Bürgerinitiativen (“Bonn bleibt bäderreich?”) hingegen nicht. Deshalb haben sie die Durchführung des anstehenden Bürgerentscheids angestrebt und auch erreicht. Drei Möglichkeiten, wie die Stadt Bonn ihr Lieblingswunschbad einfach trotzdem bauen kann, erklärt dieser Artikel. Denn die Initiatorinnen und -toren des Bürgerentscheids haben bei der Formulierung der Abstimmungsfrage handwerkliche Fehler begangen, die nur darauf warten, von windigen Winkeladvokaten ausgenutzt zu werden.

1. eines

Sollte der Bürgerentscheid Erfolg haben, stoppt die Stadt einfach den Swimming-Pool-Neubau im Garten von Familie Dörtersheim, Wasserland 11, -Dottendorf. Damit wäre der Beschluss einwandfrei umgesetzt und die Stadt könnte sich wieder wichtigen Dingen (wie dem Bau unseres neuen Schwimmbads) widmen. Außerdem hat Familie Dörtersheim bei der Antragsstellung geschwindelt: Wie sich herausstellt, wurden dunkelgraue Kacheln verbaut, genehmigt wurden aber lediglich anthrazitfarbene. Nimm das, Familie Dörtersheim! Deine illegalen Aktivitäten wurden durch einen Bürgerentscheid gestoppt!

2. in Bonn-Dottendorf

Der Bürgerentscheid möchte ein Schwimmbad “in Bonn-Dottendorf” verhindern. Doch was, wenn das Wasserlandspaßbad gar nicht in Dottendorf gebaut würde? Man müsste lediglich die Stadtteilgrenzen etwas verschieben, vielleicht sogar einen neuen Stadtteil einführen, der nicht Bonn-Dottendorf heißt, und tada: Unser neues Schwimmbad kommt!

Drei Tipps, wie die Stadt Bonn ihr neues Schwimmbad unabhängig vom Ausgang des Bürgerentscheids einfach bauen kann

3. gestoppt

Der Bürgerentscheid hat also Erfolg und der Neubau von unserem neuen Schwimmbad wird gestoppt. Dem Beschluss wurde entsprochen, alle können nach Hause gehen.

Und dann wird der Bau fortgesetzt. Er wurde schließlich nicht abgebrochen.1

Wir sehen also: Die Stadt Bonn hat zahlreiche Möglichkeiten, das Zentralwasserspaßlandbad unabhängig vom Ergebnis des Bürgerentscheids zu bauen.
Da es also letztendlich um nichts geht, macht das Abstimmen gleich doppelt Spaß!

PS:

Der Umschlag, der den Stimmzettel enthält, darf gefaltet werden und verliert seine Gültigkeit durch das Falten nicht.

  1. gg no re

Reingefallen

Titanic-Redakteur Moritz Hürtgen heißt auf Twitter @hrtgn, hat sich als “hr Tagesgeschehen”1 verkleidet und die Meldung getwittert, dass Horst Seehofer das Unionsbündnis aufgekündigt habe. Reuters ist drauf reingefallen, zahlreiche Medien haben die Meldung übernommen.

Auch ich war eine Zeit lang verwirrt, allerdings hauptsächlich wegen eines Details: Der Fake-hr-Account hatte einen Haken. Einen blauen von-Twitter-verifiziert-Haken. Der gehörte aber ursprünglich Moritz Hürtgen.

Reingefallen

Gestern noch beim “hr Tagesgeschehen”, gehört der blaue Haken heute wieder zu Moritz Hürtgen.

Die falsche Schlussfolgerung: Da das “hr Tagesgeschehen” ein blaues Häkchen hatte, musste es wohl auch von Twitter als “hr Tagesgeschehen” verifiziert worden sein. Spontan einen Fake-Account zu erstellen ist einfach. Einen von Twitter verifizierten Fake-Account zu erstellen stelle ich mir dann aber doch schwieriger vor. Auf die Idee, dass ein verifizierter Account einfach seinen Namen geändert haben könnte, kam ich gar nicht.

Ursprünglich war ich davon ausgegangen, dass es Voraussetzung für die Vergabe des blauen Häkchens ist, dass der Name des Accounts in welcher Form auch immer dem offiziellen Namen entspricht. Ich meine, so etwas auch mal gelesen zu haben. Daher ging ich wohl auch implizit davon aus, dass es nicht möglich sei, den Anzeigenamen zu ändern bzw. den blauen Haken dann zu behalten. Ein Trugschluss, wie sich herausstellte.

Der blaue Twitter-Haken hilft also lediglich, den “echten” Account aus einer Auswahl von Accounts mit ähnlichem Erscheinungsbild herauszufiltern. Er besagt allerdings lediglich, dass Twitter die Person/Institution hinter dem Account identifizieren kann. Dass irgend eine der gerade angezeigten Informationen zum Account korrekt ist oder überprüft wurde, kann hingegen nicht abgeleitet werden. Während das Häkchen also in gewisser Weise bekannte Accounts vor Fakes schützt, schützt es nicht vor Fakes durch bekannte Accounts. Wieder was gelernt.

Das Häkchen erinnert ein bisschen an die Probleme mit TLS-Zertifikaten, insbesondere das, was mit einem Extended-Validation-Zertifikat für Stripe Inc. (nicht den Zahlungsdienstleister) demonstriert wurde. Auch hier verstärkt ein grundsätzlich legitimer Sicherheitsindikator im richtigen Kontext einen falschen Eindruck. Mehr zu dem konkreten Fall gibt es hier von Ian Carroll zu lesen – doch obacht, der hat auf Twitter gar kein blaues Häkchen.

  1. hr wie “Hessischer Rundfunk”