Zur Zukunft des Wohnheims Pariser Straße

Das Studentenwohnheim Pariser Straße in Bonn ist mit PCB und Asbest belastet. Während das Asbest vorrangig fest gebunden vorkommt und deshalb in der Regel keine gesundheitliche Gefahr davon ausgeht, sofern man nicht mit dem Elektroschleifgerät drübergeht, dampfen die PCB munter vor sich hin und werden in die Raumluft abgegeben, weswegen man da mittelfristig mal was tun müsste.

Letzte Woche Dienstag (18.3.2014) war eine Sitzung des Verwaltungsrats des Studentenwerks, auf der es in einem öffentlichen Tagesordnungspunkt auch um die Schadstoffbelastungen der Liegenschaften des Studentenwerks ging. Der ursprüngliche Plan für die Sanierung des Wohnheims Pariser Straße war ja, das Gebäude abschnittsweise zu entmieten und abschnittsweise zu sanieren.

Diese dezente Klebefolie aus Aluminium soll das PCB etwas zurückhalten - mittelfristig muss aber ordentlich saniert werden.

Diese dezente Klebefolie aus Aluminium soll die Polychlorierten Biphenyle etwas zurückhalten – mittelfristig muss aber ordentlich saniert werden.

Laut Andrea Müller, Abteilungsleiterin Studentisches Wohnen des Studentenwerks, sieht die Planung des Studentenwerks für die Sanierung des Wohnheims inzwischen folgendermaßen aus:

  • komplette Entmietung bis zum 31.03.2015
  • über dieses Datum hinaus werden bereits keine neuen Mietverträge abgeschlossen
  • Altmietverträge, die eine Laufzeit über dieses Datum hinaus haben, werden auf andere Wohnheime umgelagert
  • dann Kernsanierung des Gebäudes

Von der abschnittsweisen Sanierung wird nun offenbar Abstand genommen, auch weil sich die Sanierung durch die Asbestfunde ein wenig verkompliziert hat. Bei einer Asbestsanierung werden sowieso schon erhöhte Anforderungen an den Staubschutz gestellt, für die man die bewohnten Gebäudeteile dann noch mit hohem Aufwand besonders vom bösen Staub abschotten müsste.

Was allerdings noch nett wäre: Wenn man die Bewohnerinnen und Bewohner mal darüber in Kenntnis setzen würde, dass sie voraussichtlich ab spätestens April 2015 eine neue Bleibe haben werden. Bislang wurde uns1 dies vom Studentenwerk noch nicht mitgeteilt.

Natürlich verstehe ich, wenn man im Studentenwerk (zurecht) Angst hat, dass jedes Wort gleich auf die Goldwaage gelegt wird und bei einer Planänderung dann das große Geschrei losgeht von wegen “SIE HAM UNS DES ABER DAMALS SO VERSPROCHEN!!”, auch wenn das gar nicht so war. Aber es bringt ja auch nichts, Ankündigungen möglichst weit hinauszuzögern, dann fühle ich mich als Bewohner ebenso hintergangen. Deshalb übernehme ich das mit dem Ankündigen eben mal für das Studentenwerk. Nichts zu danken, gern geschehen.

Korrekturen oder weitere Informationen nehmen wir gern per offizielles Rundschreiben an alle Bewohnerinnen und Bewohner des Wohnheims entgegen.

Bleibt die Frage, ob der neue Plan realistisch ist. Durch die Schließung dieses Wohnheims würden 316 Appartments wegfallen, das sind etwa 7,5 % der Wohnheimsplätze des Studentenwerks2. Da es ohnehin schon schwierig ist, in Bonn eine bezahlbare Wohnung zu finden, dürfte es sicherlich politischen Druck geben, das Wohnheim vielleicht doch noch ein Semesterchen länger offen zu lassen, schließlich ist ja an dem bisschen PCB noch niemand gestorben (und die Entscheidungsträger müssen ja sowieso nicht drin wohnen). Wir werden es sehen. Behalten wir also zunächst einmal den 31.03.2015 im Kopf, bis etwas anderes verkündigt wird.

  1. Oh, ich wohne da übrigens auch.
  2. Das Studentenwerk spricht auf seiner Webseite von rund 4.200 “Wohnmöglichkeiten”
Mein Weg nach Bonn

Mein Weg nach Bonn

Seit ich in Bonn bin, ist die Wohnungsnot ein großes Thema. Davor war sie es vermutlich auch schon. Wie kommt es eigentlich, dass ich jetzt hier sitze und ein Dach über dem Kopf habe, das zwar PCB-belastet, aber sonst recht dicht ist?

Wenn ich gefragt werde, wo ich eigentlich herkomme, dann empfehle ich immer folgendes:

  • Deutschlandkarte vorstellen
  • Finger in die Mitte setzen
  • und ganz nach unten ziehen

Das kommt sogar ziemlich gut hin.

Damals, nach dem Abitur, war der nächste Schritt eigentlich klar: Studium. Idealerweise etwas mit Informatik. Nun sind die Hochschulen dort im Süden nicht ganz so dicht gesät wie, sagen wir, in NRW, wo man schon mal aus einer Universitätsstadt in die andere pendelt, weil dort die Miete billiger ist.

Es gab 2011 für mich also 4 Optionen:

  1. Hochschule Kempten – nett (und von zu Hause anpendelbar), aber als frischgebackener Abiturient war ich überzeugt, dass eine Universität ja viiiiel cooler ist als eine Hochschule und mehr Prestige hat und so.
  2. Augsburg: Ohne das auch nur überprüft zu haben war ich der Meinung, dass Augsburg nur eine kleine Dorfuni sei. Ohne Prestige und so. Und gefühlte 50 % des Jahrgangs wollten da hin. Immer nur die gleichen Gesichter ist ja auch langweilig.
    Was seltsam ist: Obwohl Augsburg in etwa so weit entfernt liegt wie München, ist es doch vom Feeling her viel “näher”. Vermutlich hängt das damit zusammen, dass mein Heimat-Markt zur Diözese Augsburg gehört.
  3. München. Nää. Teuer, Studiengebühren, Elitär. Trotz Parabelrutsche kam das also auch nicht in Frage.
  4. Irgendwas anderes. Denn ob man jetzt mit der Bahn 4 Stunden nach Nürnberg oder 12 Stunden nach Berlin fährt, macht dann auch keinen allzu großen Unterschied mehr aus: Man kommt nur noch nach Hause, wenn es Geschenke gibt.

Nachdem also 1., 2. und 3. vorerst ausgeschlossen waren, wurden anhand sporadischer Internetrecherchen zwei mögliche Ziele ausgemacht: Chemnitz, weil im Osten gibt es ja wie wir alle wissen viel leer stehenden Wohnraum und ich hatte gelesen, dass die Universitäten dort voll modern ausgestattet seien. Dass der Wohnraum dort zwar leer herumsteht, aber zu großen Teilen komplett veraltet und nicht mehr bewohnbar ist, sollte ich erst später erfahren. Das andere Ziel war Köln Bonn, denn Köln war zwar als junge dynamische Medienhauptstadt interessant (Pro7, heute show etc., was junge Leute halt so gucken), dort gibt es aber keinen Informatikstudiengang, nur die hässliche Schwester Wirtschaftsinformatik. Die Gegend gefiel mir außerdem von meinen Erfahrungen in der DSA in Hilden 2010 und dem Silvester-Nachtreffen dazu in Köln recht gut. Dass meine jetzige Freundin dort in der Gegend ebenfalls herumabitourte, machte den Standort natürlich noch attraktiver.

Der Plan war also folgender: In Bonn für September auf einen Wohnheimsplatz bewerben, falls das nix wird für Oktober in Chemnitz etwas zum Wohnen suchen, und falls das nichts wird erstmal in Kempten herumstudieren.

An dieser Stelle beginnt meine lange und glückliche Beziehung mit dem Studentenwerk Bonn. Die telefonische Erreichbarkeit hielt sich nämlich sehr in Grenzen – im Nachhinein betrachtet hätte ich es vielleicht besser außerhalb der angegebenen Öffnungszeiten versuchen sollen. Ich telefonierte also munter nacheinander immer alle 5 Ansprechpartner ab, bis vielleicht beim zwölften Versuch jemand abnahm, um meine Fragen zu beantworten. Schließlich schickte ich meine Bewerbung ab.

Als dann die Zeit kam, in der eine Zusage hätte kommen können, wurde ich langsam unruhig, da keine kam, weder per E-Mail, noch per Post. Ich erreichte nach zähem Rrringen telefonisch jemanden, und fragte nach, wann man denn erfahren könne, ob man auserwählt worden sei. Die Zusagen seien verschickt, hieß es, und wie denn meine Bewerbungsnummer sei, wurde gefragt. Ja, der Mietvertrag sei letzte Woche an mich rausgegangen, hieß es. Ich habe nichts bekommen, sagte ich. Wann denn die Rückmeldefrist sei, fragte ich. Oh, heute, hieß es. Ob man denn da was mache könne, ich habe schließlich keine Post erhalten, würde aber schon gerne. Hm ja, man würde mir die Unterlagen noch einmal zusenden und die Frist verlängern. Danke, voll toll, wiederhören.

Und so kam es dann letztendlich: Der Brief kam an, der Mietvertrag wurde unterschrieben und zurückgesendet, kam in Bonn sogar an (ein Anruf im StW bestätigte mir dies) und im September zog ich ein.

Fazit: Mehr Glück als Verstand. Und seitdem hend d’r d’r Dreck, um es mit den Worten der Kneischterer zu sagen.