Leih der Uni dein Gesicht

Wie die Uni Bonn Bilder für ihre Öffentlichkeitsarbeit bekommt

Manchen mag es schon aufgefallen sein: Ich suche in letzter Zeit ab und zu den Header der Uniwebseite heim.

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Etwa alle drei Jahre sucht die Uni Bonn studentische Fotomodelle für Bilder, die sie für ihre Öffentlichkeitsarbeit herstellen lässt. 2008 und 2011 fand so eine Aktion statt, und auch 2015 sollten turnusmäßig wieder neue Modelle gefunden und neue Bilder gemacht werden.

Da mir Charlotte bereits des Öfteren von ihrer Mitwirkung an diesem Projekt 2011 vorgeschwärmt hatte, war für mich natürlich klar, dass ich mich bei dieser Gelegenheit mit einem aussagekräftigen Foto bewerben würde, auf dem ich mein bezauberndstes Grinsen präsentiere.

Ich wurde dann auch eingeladen, was aber vermutlich weniger an meinem bezaubernden Grinsen lag, sondern eher daran, dass man an einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis interessiert war.

Zur Auswahl standen drei Termine, in die wir uns per Doodle-Umfrage selbst einteilten. Pro Tag waren 15 Plätze vorgesehen. Zunächst durften wir einen Termin wählen, und nach ein paar Tagen noch die frei gebliebenen Plätze auffüllen.

Die beiden Termine zu denen ich ging liefen recht gleich ab. Ich vermute stark, dass es am dritten Termin nicht anders war. Die studentischen Models trafen sich frühmorgens um 8 mit den Fotografinnen und Fotografen und den Verantwortlichen des Dezernats für Hochschulkommunikation im Gebäude des Studentensekretariats. Dort wurde erklärt, wofür die ganze Aktion gut war (Fotos bekommen), weshalb sie regelmäßig durchgeführt wird (die alten Gesichter sind irgendwann “verbraucht”), und worauf bei den Bildern zu achten war, erklärte noch eine Mitarbeiterin der Gleichstellungsbeauftragten: Die Bilder sollten in Komposition und Postur keine klischeehaften Rollenbilder transportieren und das Geschlechterverhältnis sollte auf den Bildern nach Möglichkeit auch ausgeglichen sein. Die Fotografin und der Fotograf mit denen ich an den beiden Tagen unterwegs war waren vom letzten Punkt offensichtlich nicht ganz überzeugt, versuchten aber, ihn umzusetzen.
Jeweils 5 Modells wurden einer Kamera und -Begleitperson zugeteilt. Dann bewegten sich die Gruppen zu ihren Fotolocations. Bis etwa 12 Uhr wurden Bilder geschossen, und das war’s dann für den Tag.

Mein erster Termin war ein Freitag, es sollte sehr heiß werden, ich hatte eine lange Hose angezogen und war mit dem Fahrrad gekommen. Trotzdem bin ich bis zum Ende um 12 Uhr nicht eingegangen. Meine Gruppe, bestehend vor allem aus internationalen Studierenden, lief nach der Einführung vom Studentensekretariat zum Uni-Hauptgebäude und schoss dort einige Motive. Hierhin stellen/setzen/legen, dorthin laufen, bitte nochmal rauf, bitte nochmal runter, bitte noch eine Runde, klick klick klick. Und natürlich durften wir stets angeregte Gespräche simulieren. Nach vier Stunden sagen wir auch einfach nur noch “Talk talk talk, talk talk talk!” – sieht auf den Bildern ja hoffentlich niemand.

Mein zweiter Termin war in der Woche darauf am Freitag, und für einige studentische Models war das ebenfalls der zweite Termin, so dass einige schon recht gut Bescheid wussten, was von ihnen verlangt wurde. Mit einem anderen Fotografen ging es für meine Gruppe wieder Richtung Hauptgebäude, allerdings von dort direkt weiter zum akademischen Kunstmuseum und dann noch zur Mensa Nassestraße. Klick klick, joa passt, weiter geht’s.

Was hab ich jetzt davon?

An beiden Tagen gab es auf Kosten der Universität einen Snack und ein Getränk aus dem cafe unique bzw. dem cafeleven als Verpflegung. Die waren sehr fein. Außerdem zahlte die Uni uns 10 € pro Stunde. (Das ist mehr, als eine SHK an der Uni Bonn bekommt.) Und vor allem wird in den nächsten 3 Jahren höchstwahrscheinlich mein Gesicht hier und da auf Uni-Materialien auftauchen. Und wenn man die Leute kennt, die da drauf sind, dann ist das meist sehr lustig.

Oh, und ich darf die Bilder, auf denen ich drauf bin, auch privat verwenden. Das hier zum Beispiel, das es offenbar mit sehr tollen Gesichtsausdrücken in die Endauswahl geschafft hat.

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Foto: Meike Böschemeyer/Uni Bonn