Was mich persönlich vor einigen Wochen extrem genervt hat, war die öffentliche Aufregung darüber, dass beim Referendum auf der Krim transparente Urnen benutzt wurden, auch im Bekanntenkreis. Dann sei die Wahl ja nicht mehr geheim.
Grundsätzlich ist das Unfug. Schauen wir uns eine solche “Glasurne” einmal in Aktion an, hier am Beispiel einer französischen Kommunalwahl:
Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Vor Einwurf in die Urne wird ein Wahlzettel nämlich für gewöhnlich gefaltet. Oder, wie hier, zusätzlich in einen Umschlag gesteckt. Man kann lediglich sehen, wie viele Umschläge in der Urne liegen. Und wenn man seinen Stimmzettel zweimal knickt, faltet er sich auch nicht mehr beim Einwurf auf.
Falls ein freundlicher junger Herr mit Sturmgewehr in der Hand vor Einwurf kurz auf den Stimmzettel gucken will, ist die Art der verwendeten Urne hingegen nicht relevant.
Im Gegensatz zu den undurchsichtigen Urnen, wie sie hierzulande bei Wahlen (und auch bei unseren Studierendenparlamentswahlen) verwendet werden, bieten transparente Urnen einen Vorteil: Man kann grundsätzlich solche Wahlfälschung erkennen, bei der schon vor der Wahl Stimmzettel in der Urne platziert werden. Die ersten Wähler morgens um 8 Uhr sollten sich dann wundern. Spezielle Urnenkonstruktionen, bei denen durch einen Mechanismus falsche Stimmzettel beigemengt werden können, lassen sich ebenfalls kaum aus transparenten Materialien bauen.
Grundsätzlich wäre es natürlich möglich, sich zu merken, wo in der Urne der Stimmzettel einer bestimmten Person gelandet ist, und diesen dann bei der Auszählung gezielt wieder herauszuziehen. Viel Glück dabei.
Fazit: Transparente Urnen erlauben lediglich, während der Wahl die Zahl der an der Urne abgegebenen Stimmen abzuschätzen. Dafür sind Manipulationen der Urne an sich quasi unmöglich. Auf das Wahlgeheimnis hat die Art der verwendeten Urne keinen Einfluss. Daher wäre die Verwendung transparenter Urnen eigentlich demokratischer.