Ampel-Gehampel

Da hat man wochenlang eine Idee für einen Artikel im Kopf und sammelt fleißig und dann kommen auf einmal so Politiker und machen wieder irgend einen Vorschlag und dann muss es natürlich wieder ganz schnell gehen. Also.

Ampeln.

Aber reden wir mal nicht über die Wartezeit, sondern das, was davor kommt.

Wie wir alle wissen komme ich ursprünglich gar nicht aus Bonn. Den größten Kulturschock, wenn man aus dem behüteten Allgäu in die GroßMittelstadt kommt, erfährt man am Straßenrand, wenn man die Lichtzeichenanlage darauf aufmerksam machen möchte, dass man da jetzt unbedingt über die Straße will.

Folgendes war ich gewohnt:

Eine im Allgäu handelsübliche Lichtzeichenanlage

Eine im Allgäu handelsübliche Lichtzeichenanlage

Vorn befindet sich ein Taster. Ein Druck auf diesen aktiviert die Lichtzeichenanlage und der Hinweis “Anlage in Betrieb” auf der Oberseite erlischt. Man bekommt also haptisches und optisches Feedback, dass der Straßenüberquerungswunsch registriert wurde.

Da diese Anlagen schon etwas älter sind (mind. 15 Jahre), ist die Anzeige oben leider oft defekt. Aber man merkt, dass man gedrückt hat.

In Städten gibt es manchmal noch eine blaue Version davon, die dann auf der Oberseite statt der Anzeige einen erfühlbaren Richtungspfeil und eine Vibrationsplatte besitzt.

Doch was erlebt man dann in Bonn? Eine kleine Galerie:

Verpasst dem letzten Kandidaten jetzt noch einen Druckknopf, und ich bin vollends glücklich.

Ach ja: Das mit der Restwartezeitanzeige habe ich zum ersten Mal in der Türkei gesehen und fand’s sofort gut. Machen Sie das!

Spaß mit Protokollen

Wer das Protokoll schreibt, schreibt Geschichte. Das gilt im großen Maßstab (Bundestag, Wannseekonferenz – fragen Sie die Geschichtsstudierenden Ihres Vertrauens), aber besonders auch im kleinen. Nehmen wir zum Beispiel unser schönes Studierendenparlament in Bonn.

Auf den letzten Sitzungen wurde zu Beginn fleißig darum gestritten, welche Formulierung jetzt wie gefallen sein soll und wie sie wiederum im Protokoll stehen sollte – das konnte sich schon einmal über 90 Minuten hinziehen. Dabei geht es heutzutage nicht einmal mehr um Wortprotokolle, wie das noch bis Juni 2012 der Fall war, sondern “nur noch” um Verlaufsprotokolle. Ich persönlich finde Wortprotokolle spannender als Verlaufsprotokolle – solange ich sie nicht selbst erstellen muss freilich.

Glücklicherweise gibt es von den Sitzungen des Studierendenparlaments vor Juni 2012 schöne Wortprotokolle. Anhand dieser Protokolle lassen sich sehr gut Sachverhalte recherchieren. Beispiele gefällig?

Ihr habt die Fachschaftswahlordnung gefressen!

Die Fachschaftswahlordnung (FSWO) regelt die Wahl der Fachschaftsvertretungen und Fachschaftsräte an der Uni Bonn. Die aktuelle FSWO ist von 1982. Hat die seit damals niemand mehr ändern wollen? Na doch. 2007 zum Beispiel. Da hat die Fachschaftenkonferenz (FK) eine neue Version verabschiedet, die anschließend im SP gelesen werden sollte. In den SP-Protokollen taucht sie dann jedoch nie mehr auf.

Oder 2010. Wunderbare Geschichte. Auf der 9. ordentlichen Sitzung des 32. SP am 21.07.2010 standen auf der Tagesordnung a) eine Satzungsänderung und b) eine Änderung der FSWO. Die beiden Tagesordnungspunkte wurden ausgesetzt1, damit die Parlamentarier sich über die vorlesungsfreie Zeit ausgiebig mit der Materie beschäftigen könnten, so die Begründung. Und jetzt raten Sie mal, welcher Tagesordnungspunkt nie wieder vom Präsidium auf die Tagesordnung gesetzt wurde. Ja!

Im Zusammenhang mit Satzungsänderungen fällt mir auch gleich der nächste Punkt ein, die berüchtigte

Chaos-Sitzung vom 14. Juli 2011

Es stand mal wieder eine kontrovers diskutierte Satzungsänderung auf dem Programm, die in zweiter und dritter Lesung final abgestimmt werden sollte. Dass sich Geschichte stets wiederholt, sieht man daran, dass damals die 1. Lesung dieser Änderung bereits verschoben werden musste, weil die Fachschaftenkonferenz den Änderungsantrag nicht rechtzeitig zugeleitet bekommen hatte.2 Raten Sie mal, was demletzt bei der aktuellen Satzungsänderung passiert ist. Ja!

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Die 8. ordentliche Sitzung des 33. Studierendenparlaments. Wenn man sich das Ergebnisprotokoll so ansieht, fällt einem zunächst nichts Ungewöhnliches auf. Nur das Sitzungsende ist mit halb zwei Uhr morgens für SP-Verhältnisse extrem spät. Liest man jedoch das Wortprotokoll und ist mit einem gesunden Maß an Fatalismus ausgestattet, offenbart sich eine Sitzung, in deren Verlauf eine flüchtende SP-Präsidentin den Ausbruch völligen Chaos provoziert, womit die Satzungsänderung vorerst den Weg alles Irdischen geht und den Leser knapp zwei Jahre später ungläubig-entsetzt-irre lachend auf seinem Stuhl zurücklässt.

Hat sie das nun gesagt?

Ein weiterer Anlass, mal wieder in alten SP-Protokollen zu wühlen, bot sich letzten Mittwoch bei der Wahl des neuen AStA. Der Finanzreferent in spe trug bei seiner Vorstellung zum Amüsement eines Teils des Saals bei, indem er die Frage nach seiner Qualifikation mit den Worten einer ehemaligen AStA-Vorsitzenden beantwortete, die bei ihrer Wahl im SP gesagt haben soll “Ich brauche keine Qualifikation, ich habe eine Mehrheit”. (Quelle)

Im Protokoll der entsprechenden Sitzung vom 10.03.2010 stellt sich dies nun leicht anders dar. Die damals gewählte AStA-Vorsitzende wird mit folgenden Worten zitiert:

Nicht allein der Erfahrungsschatz qualifiziert mich für den AStA-Vorsitz, sondern auch die Stimmenmehrheit.

Das klingt schon leicht anders als das knackige Zitat aus der Pressemitteilung des RCDS.

Was nun wirklich von ihr gesagt wurde auf der Sitzung, da hat sicher jeder der damals Anwesenden seine eigene Erinnerung. Die offizielle Darstellung liegt jedoch in den Händen des Protokollanten.

Das können Sie alles aufzeichnen!

Für die morgige Sitzung des SP liegt ein Antrag zur Änderung der Geschäftsordnung (nur aus dem Uninetz abrufbar) vor, der eine Aufzeichnung der Sitzung als Hilfe für die Protokollanten vorsieht und sehr eingeschränkt SP-Mitgliedern als Beweishilfe in “Aber der hat gesagt!!!!!111elf”-Fällen dienen soll. Doch warum die Aufzeichnung denn anschließend vernichten? Die akut könnte sie sicher für ihre Berichte über die Arbeit des SP gut gebrauchen. Das Campusradio könnte die Sitzung zur besten Sendezeit senden. So viele Möglichkeiten… Aber schauen wir erstmal, ob sie morgen überhaupt so weit in der Tagesordnung kommen.

War noch was?

Neben der Aussage der AStA-Vorsitzenden bezüglich ihrer Qualifikation befand sich noch eine wahre Wortprotokoll-Perle, die ich euch nicht vorenthalten möchte:

Hervorhebung von mir, Name geschwärzt. Wir wollen ja nicht, dass die Person bei einer Bewerbung darauf angesprochen wird, was da im Internet steht was sie böses gesagt haben soll.

Hervorhebung von mir, Name geschwärzt. Wir wollen ja nicht, dass die Person bei einer Bewerbung darauf angesprochen wird, was da im Internet steht was sie Böses gesagt haben soll.

  1. Ein ausgesetzter Tagesordnungspunkt kann auf einer späteren Sitzung wieder aufgenommen werden.
  2. Die Satzung sagt in § 50, dass das so muss.

Kommentarspam abstellen

Seit ein paar Wochen bin ich in zwei Blogsystemen als Administrator eingetragen. Das ist zum einen mein eigener Blog (Nein – Doch – Ohh!) und zum anderen die Webpräsenz eines lokalen studentischen Magazins, das übrigens total lesenswert ist. Als Administrator bekomme ich immer so E-Mails, wenn auf einem Blog ein neuer Kommentar auftaucht.

Kleine Statistik:

  • hszemi.de: 4 reguläre Kommentare, 3 Pingbacks (davon 2 von Ironblogger-Zusammenfassungen) und 3 2 Spam-Kommentare innerhalb der letzten 4 Monate.
  • akut-bonn.de: 0 reguläre Kommentare, 0 Pingbacks und 10 Spam-Kommentare im Monat Juli, davon allein 5 im Lauf des heutigen Tages.

Das ist jetzt alles noch relativ gut handhabbar, aber es nervt zusehends.

Als ich letzten Mittwoch eine Kommentarfunktion für den SP-Liveticker geschrieben habe, wollte ich derartige naive Spambots bereits von vorn herein aussperren. Wer kommentieren möchte, muss deshalb zunächst eine Frage beantworten, die für Fans und selbst flüchtige Leser unseres Livetickers kein Problem darstellen sollte – und wer den Nachnamen des geschätzten SP-Präsidenten nicht kennt, hat eigentlich auch keinen Grund, den Liveticker überhaupt zu kommentieren, da er/sie ihn offenbar nicht gelesen hat.

Diese Sperre lässt sich technisch natürlich mit minimalem Aufwand umgehen. Da der SP-Liveticker sich aber meines Wissens noch nicht im Fadenkreuz der internationalen Kommentarspam-Mafia befindet, ist es eher unwahrscheinlich, dass dort in naher Zukunft Kommentare wie dieser auftauchen werden:

Einer meiner zwei süßen Spamkommentare. An seiner Grammatik muss er aber noch etwas feilen.

Einer meiner zwei süßen Spamkommentare. An der Grammatik könnte man aber noch etwas feilen.

Die akut hingegen hat ganz konkret mit diesem Problem zu kämpfen. Denkbar wäre der Einsatz eines speziellen Antispam-Plugins wie Antispam Bee, ein sehr kurzer Kurztest ergab aber, dass die derzeit nervenden Spamkommentare nicht ausgefiltert werden. Ein paar Einträge in der WordPress-internen Blacklist scheinen da mehr Erfolg zu versprechen.

Ließe sich denn der Ansatz aus dem Liveticker in WordPress umsetzen? Klar, es gibt sogar ein Plugin dafür (hab ich aber noch nicht getestet). Was noch cooler wäre: Wenn man Fragen nach Inhalten des jeweiligen Artikels beantworten müsste. So etwas habe ich bei meiner kurzen Recherche jedoch noch nicht gefunden. Der Administrationsaufwand wäre natürlich ein wenig höher, irgend jemand müsste sich die Fragen schließlich auch ausdenken. Und auch wenn man damit als zusätzlichen Nebeneffekt Trolle ein bisschen ausbremsen könnte, würde doch das ein oder andere Leserlein den Versuch zu kommentieren entnervt aufgeben. Das will ebenfalls niemand.

Was wird sich also in Sachen Spambekämpfung tun: Hier im Blog werde ich mal WP Captcha-Free ausprobieren. Für die akut müssen wir noch gucken.  Falls ihr weitere Vorschläge habt, könnt ihr ja einen Kommentar dalassen. Grins.