Kleine Stimmzettelkunde

Der Stimmzettel ist essenzieller Bestandteil einer jeden Wahl. Für mich besonders spannend ist dabei jedes Jahr, ob ich es schaffe, all die Listen und Kandidierenden für die Studierendenparlamentswahl auf einem DIN-A3-Blatt unterzubringen. Ich möchte an dieser Stelle einmal zurückblicken auf die Stimmzettel der Wahlen 2012-2016, und das Augenmerk richten auf die Platzierung der Gestaltungselemente.

Listennamen werden im Folgenden durch rosa Boxen dargestellt, Kandidierendenlisten durch blaue, und die Reihenfolge der Listen zeigt der gelbe Pfeil an.

Wir beginnen 2012. Mit diesem Stimmzettel habe ich persönlich nichts zu tun, außer, dass ich ihn einmal benutzt habe. Es ist der älteste Stimmzettel, den ich in meiner Sammlung habe, und auch der einzige im Querformat. Gestaltet wurde er in MS Excel. Zur Wahl traten 8 Listen an, die zunächst von links nach rechts und dann hinten innerhalb der Spalten von oben nach unten angeordnet wurden. Die allgemeinen Daten inklusive dem Hinweis zur Stimmabgabe befinden sich allesamt oben.

Stimmzettel2012

Zur Wahl 2013 war ich das erste Mal Wahlausschussmitglied, die Gestaltung des Stimmzettels übernahmen damals meine geschätzten Kollegen. Sie führten ein neues Format ein – der Stimmzettel war nun im Hochformat – und nutzten InDesign zur Gestaltung. Auch hier wurden die nun nur noch 6 Listen wieder von links nach rechts und dann in der letzten Spalte von oben nach unten platziert. Die Listen sind zu lang für das vorher genutzte Design im Querformat, durch das Hochformat können die allgemeinen Hinweise weiterhin oben platziert werden.

Stimmzettel2013

2014 meint eine Liste, mit besonders vielen Kandidierenden antreten zu müssen. Der Infotext kann dadurch selbst im Hochformat nicht mehr über den Listen platziert werden, sondern rutscht nach links unten. Die etablierte Links-nach-rechts-dann-nach-unten-Anordnung wird beibehalten, denn die Listengrößen lassen das zu.

Stimmzettel2014

Wir befinden uns im Jahr 2015 und haben 5 Listen fristgerecht eingereicht bekommen. Doch das übliche Links-nach-rechts-dann-nach-unten-Schema will nicht funktionieren, die großen Listen und ein, zwei Kandidierendennamen sind einfach zu lang. Ein neues Schema muss her: Die Listen werden jetzt von oben nach unten angeordnet und nutzen die gesamte Breite des Stimmzettels aus. Dadurch können die Hinweise wieder oben platziert werden, wenn auch nur in einer Schmalspurvariante.

Stimmzettel2015

Ausblick: 2016

In diesem Jahr haben wir nach langer Zeit wieder 8 Listen, und etwa doppelt so viele Kandidaturen wie im letzten Jahr. Da wieder sehr lange Listen dabei sind, und auch die “hinteren” Listen recht lang sind, hat auch in diesem Jahr das Links-nach-rechts-Gedöns-Schema keine Chance. Die Anordnung aus dem letzten jahr wird weiter optimiert, jetzt mit vier statt drei Spalten und noch kompakterem Kopfbereich. Auch die Listennamen müssen Platz abgeben: Konnten sie im letzten Jahr noch über die gesamte Breite gezogen werden, wird der Platz nun dringend für Kandidaturen benötigt. Somit kann im Super-Abstimmungsjahr1 aber gerade noch der Sprung auf DIN-A2 und eine damit verbundene Verdoppelung der Papiermasse (und vermutlich auch -kosten) verhindert werden.

stimmzettel2016

Vielleicht sollten wir aber bald mal beginnen, Lupen in den Wahlkabinen bereitzulegen.

 

  1. Whoop whoop Urabstimmungen!

Bruder vor Luder

Im Kino läuft aktuell ein Film der Gebrüder Lochmann, und ich habe ihn mir angesehen. “Bruder vor Luder” heißt er, und lässt mich etwas irritiert zurück.

Ich war im Colosseum in Kempten, wo ein kleines Popcorn zwei Euro kostet, das mittlere drei und der große Eimer fünf1. Der Saal war für die Nachmittagsvorstellung etwa zu zwei Fünfteln gefüllt. Die restlichen Plätze waren größtenteils durch die mutmaßliche Zielgruppe des Films besetzt – Zwölf- bis Sechzehnjährige, mehrheitlich weiblich, und zwei Mütter – was heißt, dass der Altersdurchschnitt etwa zehn Jahre unter meinem Alter lag. Mindestens einer brauchte sogar noch ein Sitzkissen, um über die Vorderreihe hinweg etwas zu sehen.

Der Film selbst steigt ein mit einer Collage aus Fangeschrei und Ausschnitten aus Lochi-Videoclips, vermutlich damit die anwesenden Eltern eine grobe Idee vom Fame der Hauptdarsteller bekommen. Womit wir beim ersten Punkt wären, der mir an diesem Film aufgefallen ist: Heiko und Roman Lochmann spielen sich selbst und sind zwar die beiden “Hauptdarsteller” des Films, doch die Handlung treiben andere voran. Den ganzen Film über intrigiert Milena Tscharntke als “Jessy” gegen die Brüder, und am Ende übernimmt ihre Schwester Bella (Tara Fischer) den aktiv handelnden Part. Roman Lochmann sabotiert seinen Bruder in der Mitte des Films zwar ein wenig, aber letztlich mehr so als Gagvorlage und ohne wirklichen Effekt auf den Verlauf der Handlung. Die ist übrigens schnell zusammengefasst: In zwei Wochen ist Konzert, Roman ist aufgeregt, Heiko nicht, Jessy bezirzt Heiko um ihn als Sprungbrett für ihre Karriere zu missbrauchen und benutzt dabei ihre Schwester Bella, ein Lochi-Fan, die zwecks Mitleidserregung vorgeben muss, im Rollstuhl zu sitzen. Roman durchschaut Jessy und versucht vergeblich, Heiko zunächst zu sabotieren, dann ihm zu beweisen, dass Bella gar nicht gelähmt ist. Am Tag des Auftritts sitzt Roman (aus Gründen) gefangen im Keller von Jessy und Bella, Jessy nimmt beim Konzert seinen Platz ein, das Publikum ist unerfreut, Bella befreit Roman, Jessy wird von der Bühne entsorgt und Bella darf den Auftritt retten. Hurra! Ach, und ein Kuss vertreibt Lampenfieber.

Heiko ist sowieso die ganze Zeit nur Spielball von Jessys Intrigen, und ab dem Zeitpunkt zu dem Roman im großen Vogelkäfig sitzt2, hat er handlungstechnisch auch praktisch nichts mehr zu melden. Insgesamt macht der Film nicht den Eindruck, als handle es sich hier um eine billige Dauerwerbesendung zweier Youtube-Jungstars, vom Einstieg mal abgesehen3.

Die Besetzungsliste wirkt wie eine Mischung aus Youtube-Sternchen, ein paar Jungschauspielerinnen und Comedians von der Resterampe. Letztere (Oliver Pocher als Schwimmbadanimateur, Axel Stein als Vater, Petra Nadolny als Sozialarbeiterin) hätte man sich auch getrost sparen können, die Szenen wären mit jeder x-beliebigen anderen Schauspielerin genauso lustig/unlustig gewesen. Die Youtube-Fraktion hingegen hat sich gut eingepasst, was allerdings vielleicht auch daran lag, dass ich mit deren Gesichtern weniger was anfangen kann. Dagmara Nicole Ochmanczyk hat aber auch so ein Allerweltsgesicht…

Der Film nimmt jeden noch so offensichtlichen Gag mit: Verliebt gegen die Tür rennen, Erektion im Schwimmbad, vor Aufregung kotzen, “warum liegt hier Stroh”,… und die wiedergegebenen Klischees sind teilweise so plump, dass man sich fast gar nicht mehr fragen muss, ob das etwa absichtlich so ist. Die Intrigante Jessy ist Head-Chearleaderin und macht Heiko wuschig und damit gefügig? Ihre beiden “Freundinnen”, ebenfalls Cheerleader, sind dumm wie Stroh4 und schießen ständig Selfies? Na sowas. Und die schüchterne Schwester kann eigentlich voll toll singen, die böse Schwester lässt sie Aschenputtelmäßig aber nicht, die Frau vom Jugendamt ist durchgeknallt und der Kellner im Nobelrestaurant ‘at einen komüschen fransöösischen Ak’sent? Hon hon hon.

Bei vielen dieser Dinge denkt man sich dann einfach “Das haben die nicht wirklich gemacht, oder? Doch, haben sie. Herrje.”. Doch bei einer Schlüsselszene war es selbst mir zu viel.

Wie kommt Roman aus dem Käfig im Keller, vor dem die beiden Cheerleader als Aufpasserinen sitzen? Neein, nicht Mission-Impossible-Style oder durch eine List, das wäre eine zu offensichtliche Lösung. Viel besser: Bella5 schmuggelt eine Pandamaske in den Käfig, Roman setzt sie heimlich auf, die beiden Hohlbirnen6 DENKEN SIE HÄTTEN PLÖTZLICH CRO IM KÄFIG UND LASSEN IHN GEHEN7!!!

Da möchte man zurück zur Entstehung des Films, ins Geschehen eingreifen und rufen “Haha, lustig. Was haben wir alle gelacht. So, und jetzt bitte nochmal ordentlich.” Sooo trashig war der Film bis dahin schließlich nicht, dass man ihm das durchgehen lassen könnte.

Ein bisschen Selbstironie scheint aber auch durch, in der Szene, in der auf dem Schulhof Flyer für das anstehende Konzert verteilt werden8 und bemerkt wird “Konzert? Diese Youtuber machen doch inzwischen alle Kinofilme.” Ich lachte.

Besonders gelacht wurde im Saal übrigens bei Pipi-Kaka-Witzen. Da schielt man schon mal auf den Altersdurchschnitt und wundert sich, dass gleichzeitig auf der Leinwand mit Kondomen herumgewedelt werden darf (“Nach dem großen Konzert gibt’s Sex mit mir, Hasi! Ich bin nämlich noch Jungfrau, hab mich für den “Richtigen” aufgehoben!”9). Die übrigen Kinogäste mussten auch augenscheinlich früh ins Bett, so dass ich bereits während des Abspanns ganz allein im Kino saß und mir die (mäßig lustige) Post-Credit-Szene ganz alleine ansehen durfte.

Was noch bemerkenswert ist: Die Lochman Brothers haben nicht den gesamten Soundtrack des Films beigesteuert. Natürlich singen sie auch ein paar Mal. Aber mei.

Fazit: High School Musical ist schlimmer. Im Vergleich mit Kartoffelsalat – nicht fragen!10 bestimmt eine deutliche Verbesserung. Solide 5/7.

  1. Das kommt mir für Kinopopcorn günstig vor. Ist es das?
  2. Warum hat man so etwas eigentlich im Keller stehen?
  3. Nein, auch keine teure Dauerwerbesendung.
  4. Pun intended.
  5. Das heißt “Die Schöne”! Haha! Tollen Namen haben Sie da ausgesucht.
  6. Was kann ich dafür! Die Drehbuchautorinnen und -autoren haben sie so gemacht!
  7. NATÜRLICH ERST NACHDEM SIE NOCH SELFIES MIT IHM GEMACHT HABEN!
  8. Zielgruppe!
  9. sinngemäß
  10. den ich übrigens noch nicht gesehen habe

Sparmaßnahmen: Uni Bonn ändert Logo zum Jahreswechsel

BONN. Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn kämpft mit einem strukturellen Defizit von 8 Millionen Euro. Um auf die einschneidenden Sparmaßnahmen aufmerksam zu machen, geht die altehrwürdige Einrichtung nun einen radikalen Schritt: Zum Jahreswechsel wird das Corporate Design der Universität auf eine Sparversion umgestellt.

“Von dieser Maßnahme erhoffen wir uns, dass die Sparanstrengungen der Universität auch nach außen hin sichtbar werden”, erklärt Uni-Ersatzpressesprecher Dr. Jens Parlör.

Die Umstellung soll ersten Schätzungen zufolge etwa 1,2 Mio. € kosten.

Ist bereits testweise im neuen Corporate Design: Dozentenpult in Hörsaal X.

Bereits testweise im neuen Corporate Design: Dozierendenpult in Hörsaal X. Bild: SZ