Neue Satzung der Studierendenschaft veröffentlicht!

Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn hat heute die Neufassung der Satzung der Studierendenschaft der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn veröffentlicht. Jetzt wird alles besser, schöner und toller, vor allem aber ganz anders.

Was genau das heißt, werde ich beizeiten noch in einem Artikel für die akut verwursten. Bis dahin solltet ihr das gute Stück natürlich alle mal gelesen haben.1

Deshalb: hier klicken und rechts unten mit der Nummer 63 die neue Satzung finden.

  1. ein Scherz. Ein Scherz! Außer ihr sitzt im Studierendenparlament. Dann war das ernst gemeint. Und auch sonst dürft ihr natürlich sehr gern.

Vom Nichtwählen

Nehmen wir einmal an, unser Studierendenparlament schafft das Semesterticket ab. Wegen zu teuer. Oder weil die Liste Die LISTE eine 50%+X-Mehrheit bekommen hat und mehr Fußvolk produzieren will, was weiß denn ich. Sagen wir einfach, sie tun es. Und reden dann nicht mehr drüber.

Wann würde das den Leuten auffallen?

Eine Handvoll Studierender merkt es sofort, denn sie sind auf der Sitzung live dabei. Ich zum Beispiel oder etwa die Hälfte der Parlamentarier. Aber ich will ja gucken was passiert, also erzähle ich es nicht weiter.

Einige erfahren es dann aus der BAStA. Die bringt sicher einen kleinen Info-Artikel zum Thema, in dem steht, dass es ab nächstem Semester kein Semesterticket mehr gibt. Von diesen Leuten wandert die Nachricht dann per Mund-zu-Ohr-Propaganda in den diversen Kreisen weiter und wird meist mit einem verblüfft-entsetzten Schulterzucken quittiert.

Die neuen Erstsemester blicken erstaunt, wenn sie bei der ÖPNV-Recherche erfahren, dass es in Bonn kein Semesterticket (mehr) gibt und sie reguläre Tickets lösen müssten, viele orientieren sich spontan zur renommierten Uni Köln um. Das Fachschaftenreferat schreibt eine Rundmail an alle Fachschaften, die allerdings nur von der Hälfte der Empfänger zur Kenntnis genommen und an die Erstsemester weitergegeben wird. Ein paar Fachschaften wollen vielleicht protestieren, aber dann wollen die Erstis versorgt werden und dann ist eh schon wieder fast Weihnachten und da hat man dann Wichtigeres zu tun.

Und vom Rest merken es einige erst, wenn sie im nächsten Semester in der S-/U-/Tram-Bahn kontrolliert werden und vom SWB-Personal darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie gar kein Ticket haben. Hätte man aber auch merken können, dass da kein Glitzerhologramm mehr drauf ist, Mensch. Dass der winzige Aufdruck “Fahrausweis im VRS” fehlt, hätte ich wahrscheinlich auch erst spät bemerkt.

Irgendwann wissen also fast alle, dass es kein Ticket mehr gibt. Und dann?

Der AStA wird vielleicht mehrere wütende E-Mails mit fehlender Rechtschreibung und übermäßiger Interpunktion!!!!11 erhalten, ist dafür aber eigentlich gar nicht zuständig. Die BAStA bekommt mal wieder zwei Leserbriefe, die dann auf der 7. Seite abgedruckt werden und niemanden interessieren. Und 85,7 % der Studierendenschaft werden kurz empört aufschreien und in den darauf folgenden Jahren nicht müde werden zu erwähnen, dass “die AStA damals das Semesterticket abgeschafft hat” und das alles ganz große Spacken seien.

Diese 85,7 % sind die Nichtwähler.

Ich bin überzeugt, dass eine große Korrelation bestehen würde zwischen denen, die bei der SP-Wahl keine Gummibärchen abgegriffen haben, und denen, die am lautesten schreien und dann aber doch nichts tun würden.

Auf eine SP-Sitzung laufen und die Deppen mal richtig zur Sau machen? Nee, das ist ja Aufwand. Da muss man ja was tun. Iiih.

Bei der nächsten Wahl jemanden wählen, der das Ticket wieder einführen will? Da müsste man sich ja in-for-mie-ren! Bäh!

Selber eine solche Liste gründen und mit wehenden Fahnen ins SP einzieh… okay, utopisch.

Ich bin die Bonner Hochschulpolitiklandschaft jetzt seit zwei Jahren am quälen1. Und wenn ich eines festgestellt habe, dann das: Eine interessierte Öffentlichkeit ist extrem wichtig. Wenn man mal ein bisschen wo herumstochert, kriegen auf einmal alle etablierten Akteure Panik. Und das oft zu Recht – nicht selten hält man sich nur soweit an die Regeln, die man sich selbst gegeben hat, wie es gerade eben nicht stört2. Fies, wenn da mal jemand genauer hinguckt.3

Das heißt also:

  • Wenn ihr das SP toll findet: Geht wählen. Besucht mal eine SP-Sitzung4. Sagt ihnen, dass ihr toll findet, dass sie sich für euch aufopfern. Die freuen sich bestimmt.
  • Wenn ihr das SP hasst: Geht wählen. Besucht mal eine SP-Sitzung. Sagt ihnen, warum ihr sie scheiße findet. Stellt einen Antrag, der dem SP nicht gefällt, der aber so sinnvoll ist, dass man ihn nicht ohne Gesichtsverlust ablehnen kann. Nutzt die Möglichkeiten, die euch Satzung und Geschäftsordnung geben5.
  • Wenn euch das SP so egal ist wie ein Stück Brot: Geht wählen. Zeigt ihnen dadurch, dass ihr sie trotzdem nicht unbeobachtet machen lasst, was sie wollen. Viele Leute meinen: Durch eine niedrige Wahlbeteiligung zeigt man den Leuten, dass sie nicht legitimiert sind. Ich sage: Das ist Humbug. Das SP wird auch mit einer Wahlbeteiligung von 5 % weiterwurschteln wie bisher. Durch eine noch niedrigere Wahlbeteiligung sagt ihr lediglich: Macht was ihr wollt, es guckt eh keiner.

So, ich muss los, noch einen Antrag an den Ältestenrat schreiben. Als einfacher Student. Crazy, was. Aber möglich6.

  1. und den rheinischen Duktus seit ebenso langer Zeit am lernen. Aber net aktiv. Das nur so am Rande
  2. Das gilt aber keinesfalls nur für die verfasste Studierendenschaft, sondern auch zum Beispiel für die Universität selbst.
  3. Warum findet eigentlich der Großteil der Sitzungen von universitären Gremien komplett geheim statt? Wenn man dann stellenweise die Begründung “interessiert doch eh Keinen” hört, könnte ich wieder sooo einen Hals bekommen. Und kommt mir jetzt nicht mit “Datenschutz!!111elf” oder “Betriebsgeheimnis!!!111”. Dann kann man notfalls für einzelne Tagesordnungspunkte die Öffentlichkeit ausschließen.
  4. Die Termine stehen hier im Blog sogar meistens in der Seitenleiste.
  5. Dazu müsste man sie aber erstmal Lesen. Aufwand, ich weiß. Schlimm schlimm schlimm.
  6. Soooo viele Fußnoten!

Zahlen malen

In ungefähr genau einer Woche ist es wieder soweit: Wer in Bonn studiert und den Semesterbeitrag noch nicht überwiesen hat, sieht entweder Verspätungsgebühren oder gar die Exmatrikulation auf sich zukommen.

Für das Wintersemester 2013/14 sprechen wir hier von 248,32 €. Das sind wieder einmal ein paar Euros mehr als im letzten Semester, was nun daran liegt, dass das Studiticket leider nicht billiger wird.

Wer sich dafür interessiert, wie sich dieser Betrag zusammensetzt, wird in der “Beitragsordnung der Studierendenschaft der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn in der Fassung der Beitragsordnung vom 23. Juli 2013” (Link) fündig. Dazu kommt lediglich noch der Beitrag für das Studentenwerk in Höhe von 77 €.

Doch auch wer sich nicht dafür interessiert, sollte zumindest einen groben Überblick darüber haben, wofür er/sie jedes Semester so viel Geld ausgibt. Kleine Tabelle gefällig?

AStA 10,50 €
stud. Sozialeinrichtungen 0,66 €
Hilfsfonds 0,01 €
Studiticket-Rückerstattung 0,85 €
Fachschaften 1,75 €
Studierendensport 0,85 €
VRS-Ticket 112,70 €
NRW-Ticket 44,00 €1
Studentenwerk 77,00 €
Summe 248,32 €

Hässlich? Ja. Übersichtlich? Nein. Das muss doch irgendwie besser gehen. Vielleicht lässt sich das ja grafisch cool darstellen?

Fett! Lass uns ein Diagramm malen!

Der Klassiker ist das Balkendiagramm:

balkendiagramm

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Also schon, die drei fetten Balken rechts, aber die Mitte ist unlesbar.

Kreisdiagramme sind eh viel cooler!

Der Witz an unseren Zahlen ist, dass wir hier von einigen großen und vielen kleinen Beträgen reden. Unser Kreisdiagramm sieht entsprechend aufschlussreich aus:

kreisdiagramm

Jo, also die Tickets machen mehr als die Hälfte aus und das Studentenwerk ist auch ein dicker Brocken. Der AStA-Beitrag ist noch erkennbar. Aber abdrucken würde so etwas hoffentlich niemand.

Aber es gibt doch noch…

Statt jetzt hier mit Flächen-, Blasen- und Netzdiagramm weiter zu machen, die uns genauso wenig weiterhelfen, verfolgen wir einen etwas anderen Ansatz: Flächen statt Längen. Eine Treemap sollte eigentlich perfekt sein – werfen wir mal Google Docs an und gucken, was dabei herauskommt.

treemap

Öhm…. besser als vorhin ist es wenigstens. Die meisten kleinen Beträge sind zumindest als farbige Fläche erkennbar. Dennoch besteht zweifelsfrei Verbesserungspotenzial.

Einen Versuch wagen wir noch! Diesmal mit viel Handarbeit in Inkscape:

Semesterbeitrag-2Oh yeah \o/
Ein Quadrat kostet 50 ct, und selbst der eine Cent für den Hilfsfonds ist noch erkennbar. Wir sind so begeistert, dass wir die Grafik umgehend in die neue Erstsemester-BAStA packen.

Das Geheimnis des Erfolgs ist offensichtlich die Kombination aus Balkendiagramm und Treemap: Die Grundstruktur besteht aus Balken, die aber unterschiedlich breit sind, so dass wir letztendlich breite hohe und schmale niedrige Balken vor uns haben. Dieses Meisterwerk könnte man jetzt auf Poster drucken und überall in der Uni aufhängen – leider ändern sich die Zahlen nächstes Semester bereits wieder. Nach oben, versteht sich.

Nachtrag: Hups, Fußnote vergessen.

  1. Wer sich jetzt denkt “Hey, wenn das NRW-Ticket so billig ist, dann verzichten wir doch auf das VRS-Ticket und sparen ganz viel Geld”, den muss ich enttäuschen: Das NRW-Ticket gibt’s nur als “Add-On” auf das VRS-Ticket drauf.